Bilanz mit Licht und Schatten

Die Zahl der D-Ticket-Abonnentinnen und -abonnenten soll in diesem Jahr möglichst auf 15 Mio steigen; Foto: DB AG/Dominic Dupont

Derzeit besitzen 11,2 Mio Menschen das am 1. Mai gestartete Deutschlandticket.

Durch den Fahrschein sind die Fahrgäste in die Busse und Bahnen zurückgekehrt, die coronabedingten Fahrgastverluste sind damit weitgehend rückgängig gemacht, informiert der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte sei jedoch gefährdet, denn die strukturelle Unterfinanzierung der Branche sei durch das D-Ticket verfestigt worden, die wirtschaftliche Lage des ÖPNV insgesamt dramatisch.

Damit die Zahl der Abonnentinnen und Abonnenten 2024 auf die von der Verkehrsbranche als Ziel formulierten 15 Mio steigen kann, brauche es politische Entscheidungen und langfristige Finanzierungsgrundlagen. Erste Ergebnisse habe die jüngste Verkehrsministerkonferenz gebracht: Dort bekräftigten die Ministerinnen und Minister ihre Bereitschaft für eine nachhaltige und längerfristige finanzielle Absicherung des Tickets über 2025 hinaus. Nun müsse sich auch der Bund zu einer dauerhaften Finanzierung des Angebots bekennen. Der VDV betont in diesem Zusammenhang, dass Verkehrsunternehmen und Verbünde vor zentralen Herausforderungen stehen. Die finanzielle Situation im Nahverkehr sei dramatisch und spitze sich weiter zu. Steigende Kosten bei Personal und Material, gekürzte Förderprogramme und angekündigte weitere finanzielle Einschnitte stellten zusätzlich auch die Kommunen und Bundesländer als Aufgabenträger des ÖPNV und SPNV vor große Probleme. Mit zunehmenden Auswirkungen auf den Erhalt des Angebots.

Ingo Wortmann, VDV-Präsident und Vorsitzender der Geschäftsführung der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG): „Das Deutschlandticket ist ein Beispiel dafür, was möglich ist, wenn alle Akteure an einem Strang ziehen.“ Der Bund sei nun am Zug und müsse sich, so wie die Länder, zu einer langfristigen Mitfinanzierung des D-Tickets bekennen. „Denn zugleich spitzt sich die Finanzierungssituation im ÖPNV dramatisch zu. Jeder Euro fließt momentan in den Erhalt des bestehenden Angebots und selbst das genügt nicht, um die Kostensteigerung bei Personal, Energie oder Instandhaltung aufzufangen. Für Ausbau oder Modernisierung des Systems fehlen die Mittel“, warnt der Präsident.

Prof. Knut Ringat, Vizepräsident des VDV und Vorsitzender der Geschäftsführung des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV), fügt hinzu: „Um das Potenzial des Deutschlandtickets voll auszuschöpfen, brauchen wir vor allem ein Deutschland-Angebot, um mit mehr Linien und Fahrten Platz für die bereits zusätzlich gewonnenen Fahrgäste zu bieten und mit attraktiven Taktungen und einem ausreichenden Platzangebot neue Kundinnen und Kunden zu gewinnen.“ Wichtig sei eine langfristige Finanzierungsperspektive. Nur wenn die Menschen wüssten, wie sich der Preis und das Fahrtenangebot entwickeln, würden sie sich noch mehr für den ÖPNV entscheiden. Zudem sei ein längerfristiges Bekenntnis der Politik die Voraussetzung, dass in der Branche die Weichen vom Marketing bis hin zu Beförderungs- und Tarifbestimmungen auf das D-Ticket ausgerichtet werden. Mangels Perspektive fehlten derzeit Klärungen bei Einnahmenaufteilung, Entscheidungsstrukturen und schlicht die Schaffung einer zentralen digitalen Vertriebsplattform. Mit einem solchen Paket wäre die Zukunft des Tickets gesichert. Zudem ließen sich die Strukturen im ÖPNV entflechten und ein Fahrgastwachstum von rund 30 Prozent realisieren. (mab)

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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