Mehr Elektrifizierungen gefordert

Die Allianz pro Schiene verweist auf eine aktuelle Auswertung amtlicher Zahlen: Danach schwankt die Länderquote bei der Elektrifizierung des Schienennetzes von 96 Prozent, dem Höchstwert im Stadtstaat Bremen, bis hinunter auf 29 Prozent in Schleswig-Holstein.

Insgesamt liegt Deutschland beim Bundesschienennetz mit einem Elektrifizierungsgrad von 60 Prozent weit hinter europäischen Spitzenreitern wie der Schweiz (100 Prozent) oder Österreich (70 Prozent). Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) zeigt sich verärgert über die niedrige Elektrifizierungsquote seines Landes von 29 Prozent. „In Schleswig-Holstein haben wir zwar viel Windstrom, aber ganz wenig elektrifizierte Bahnstrecken. Wir hatten für den Bundesverkehrswegeplan unsere Strecken zur Elektrifizierung angemeldet. Zum Beispiel die Strecke von Itzehoe nach Westerland, die immer noch mit Dieselloks befahren wird. Die standardisierten Berechnungen zum Kosten-Nutzen Faktor des Bundes führten aber dazu, dass die Projekte nicht in den vordringlichen Bedarf aufgenommen wurden.“ Ärgerlich sei nicht nur diese standardisierte Betrachtung des Bundes, bei der kaum qualitative Argumente eine Rolle spielten. Hinzu komme, „dass ausgerechnet in Schleswig-Holstein Diesel verbrannt wird und nebenan die Windmühlen runtergeregelt werden, weil der Strom in den Netzen nicht gebraucht wird“.

Der bayerische Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) verweist darauf, dass jüngst ein Gutachten der TU Dresden bestätigt habe, dass für viele Strecken jenseits des Bedarfsplans Schiene schon allein aus ökonomischer Sicht eine Elektrifizierung der Königsweg für mehr Dekarbonisierung sei. In Bayern seien 51 Prozent der Strecken elektrifiziert. Als Beispiele für wichtige Elektrifizierungsprojekte im Freistaat nannte Herrmann etwa „das hochfrequentierte Oberlandnetz in die Alpentäler rund um den Tegernsee, über das rund 30 Prozent aller Dieselzüge in den Münchner Stadtbereich reinkommen und sich negativ auf die Luftqualität auswirken“.

Der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) ist mit einer Elektrifizierungsquote von 67 Prozent zwar zufrieden, nennt aber eine Elektrifizierung von Lahntalbahn und Odenwaldbahn als nächste Aufgaben. Thüringens Verkehrsministerin Birgit Keller (Linke) machte sich angesichts einer Elektrifizierungsquote von 30 Prozent für eine Elektrisierungsoffensive stark. Als Beispielstrecken für Thüringen nannte sie den Lückenschluss Weimar–Gera–Gößnitz, den Lückenschluss Gotha–Leinefelde und die Strecke Leipzig–Hof über Gera. (FM/NaNa)

Infrastruktur
Artikel Redaktion Bus&Bahn
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