Streit um Ausfälle und Verspätungen

Die BVG will neue Mitarbeiter für Straßenbahn, U-Bahn und Bus einstellen; Foto: Frank Muth

Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Raed Saleh, hat in der jüngsten Fraktionsklausur zur Stimmung unter den Nahverkehrsfahrgästen in der Hauptstadt mit deutlichen Worten erklärt, dass diese zu Recht "sauer" seien.

Die Verantwortung sieht er wesentlich beim Koalitionspartner Grüne. Der verkehrspolitische Sprecher der SPD, Timo Schopf, wunderte sich in einem Interview auf "Radioeins", warum nicht früher auf die Personalprobleme reagiert worden sei. Die Grünen warfen der SPD Versäumnisse in den zurückliegenden Legislaturperioden vor. Weiterer Streitpunkt: die SPD hielt der von den Grünen entsandten parteilosen Senatorin Regine Günther vor, über U-Bahnverlängerungen nicht einmal reden zu wollen. Bei einer Umfrage des "rbb" hatten sich im November zwei Drittel der Berliner für einen weiteren Ausbau des U-Bahn-Netzes ausgesprochen.

Bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) ist 2018 die Zahl der Fahrgäste auf 1,1 Mrd weiter gestiegen, allerdings konnte das Unternehmen etwa im Busbereich von den bestellten 92,9 Mio Nutzwagen-km nur 91,5 Mio auch tatsächlich fahren. Bei der U-Bahn wurden 21,6 Mio statt 22,2 Mio und bei der Straßenbahn 20 Mio statt 20,7 Mio Nutzwagenkm gefahren. Laut statistischen Angaben der BVG ist die Pünktlichkeit der U-Bahn 2018 nur geringfügig auf 98,4 Prozent gesunken (Bus: 86,8 Prozent). Auch sind nur zwei Prozent aller Fahrten ausgefallen.

Die BVG plant, dieses Jahr 1100 Mitarbeiter neu einzustellen und damit auf den hohen Krankenstand von 11,1 Prozent bei der Straßenbahn, 9,4 Prozent bei der U-Bahn und 12,8 Prozent beim Bus zu reagieren. Außerdem soll ein neuer Vorstand nur für den Betrieb bestellt werden. Als kurzfristige betriebliche Maßnahmen soll noch im Februar auf zwei UBahnlinien (U 6 und U 9) der Takt auf fünf beziehungsweise 4 2/3 Minuten gedehnt werden, um den Fahrplan verlässlicher und Züge frei zu machen. Im März soll auch der Takt auf der U 7 auf fünf Minuten gedehnt werden.

Im Busverkehr ist die Durchschnittsgeschwindigkeit durch das hohe Verkehrsaufkommen, viele Baustellen, Demos und zugeparkte Busspuren weiter auf 17,9 km/h gesunken. Die BVG fordert daher 100 km neue Busspuren und will Falschparker künftig selbst abschleppen. Wie der "rbb" berichtet, machen die Personalräte den Mangel an Mitarbeitern auch an der Bezahlung fest. Blieben in der laufenden Tarifrunde deutliche Verbesserungen aus, würden viele Mitarbeiter die BVG verlassen. (FM)

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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