Mehr U-Bahn für Berlin?

Der Berliner Senat hat die Ergebnisse der noch von der Vorgängerregierung angestoßenen Prüfung möglicher U-Bahn-Verlängerungen vorgelegt und beschlossen, den Ausbau für mehrere Strecken vertieft prüfen zu lassen.

Große Medienaufmerksamkeit erhielt das Ergebnis, dass eine mögliche Verlängerung der U 7 von Rudow zum künftigen Flughafen BER im Bereich des Flughafens planerisch nicht berücksichtigt und derzeit kaum realistisch sei. Geprüft werden soll nun nur eine Verlängerung bis zum Bahnhof Schönefeld. Als nicht realistisch wurden drei Verlängerungen eingestuft: U 2 von Ruhleben zum Rathaus Spandau, U 5 vom Hauptbahnhof in den Bereich des Flughafens Tegel und U 9 von Steglitz nach Lankwitz. Auch der  Bau einer U 10 (vom Adenauerplatz nach Weißensee) wird nicht weiterverfolgt, wie auch der nur 700 m kurze und 30 Mio Euro teure Lückenschluss von Krumme Lanke (U 3) zum S-Bahnhof Mexikoplatz. Für diesen gebe es keine ausreichende Nachfrage.

Als besonders realistisch wird dagegen vor allem eine Verlängerung der U 8 zur Hochhaussiedlung Märkisches Viertel eingestuft: Durch gegebene Vorleistungen und unter Ausnutzen der bisherigen Wendeanlagen könnte die U 8 von der bisherigen Endstation Wittenau um 830 m und eine Station für zirka 61  Mio Euro bis ins Märkische Zentrum oder um 1,1  km und zwei Stationen bis zur Treuenbrietzener Straße für 83 bis 104 Mio Euro (je nach Tiefanlage) verlängert werden. Für 35.000 Anwohner wäre dann eine durchgehende Schnellbahnverbindung geschaffen. Unter dem Kurfürstendamm könnte eine Verlängerung der U 1 von der bisherigen Endstation Uhlandstraße mit einer Zwischenstation Wielandstraße/Schlüterstraße bis zum Bahnhof Adenauerplatz der Linie U 7 eine wichtige Netzergänzung im Zentrum schaffen. Der 1,1 km Tunnelbau würde inklusive Nutzung von Vorleistungen dort rund 150 Mio Euro kosten und 18.000 Anwohner sowie 30.000 Arbeitsplätze anbinden. Sogar fast 40.000 Anwohner würden von einer Verlängerung der Linien U 2 und U 9
nach Pankow-Kirche profitieren, wo ein Umsteigeknoten mit Tram und Bus entstehen könnte. Die Bevölkerung im Bereich Pankow wächst durch Neubaugebiete stark. Mit der U 9 entstünde dann eine konkurrenzlos schnelle Anbindung an die westliche City.

Als Bedingung legte der Senat fest, dass der laufende Ausbau der Straßenbahn nicht unter der Prüfung der U-Bahnprojekte leiden dürfe. Der Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und Linkspartei hatte aus Kostengründen nur einen Ausbau des Straßenbahnnetzes festgeschrieben. Einige Vertreter der rot-rot-grünen Fraktionen äußerten in den Medien dann auch ihre klare Ablehnung gegen einen U-Bahnausbau: für Berlin sei der Straßenbahnausbau ausreichend. Tatsächlich wurde kurz zuvor bekannt, dass der Start der Planfeststellungsverfahren für drei Straßenbahnprojekte sich bis zum Herbst verzögert. Die oppositionelle CDU legte dagegen Anfang Juli einen „Masterplan Verkehr“ vor, dessen Kernpunkte der weitere Ausbau der U-Bahn und eine Rückbesinnung auf unverzichtbare Straßenprojekte sowie der Ausbau der S-Bahn und Regionalbahn ins brandenburgische Umland sind. (FM/NaNa)

Politik & Recht
Artikel Redaktion Bus&Bahn
Artikel Redaktion Bus&Bahn