Kritik aus dem Mittelstand an Betreiberwechseln in Niedersachsen zum 1. August

Mit Wirkung zum 1. August 2017 gelten neue Verträge für vier Linienbündel im Zweckverband Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (ZVBN). Im Kreis Nienburg geht zum selben Datum der „Mittelweserbus“ von Transdev an den Start. Da, wo Betreiberwechsel zu Lasten des Mittelstandes erfolgten, gab es heftige Kritik ihres Verbandes. Transdev weist sie zurück und versichert, Löhne nach dem Landestariftreuegesetz zu zu zahlen.

Ab 1. August wird das Netz „Oldenburg West“ vom Vechtaer Busunternehmen Wilmering unter dem Dach der neuen Tochter Verkehrsbetriebe Oldenburg Land (VOL) erbracht. Dadurch wächst Wilmering auf etwa 140 Busse und schließt die Lücke zwischen seinen Verkehrsgebieten in den Kreisen Vechta und Diepholz.

Erfolg für Mittelständler im ZVBN

Insgesamt vier Mitbewerber zogen in „Oldenburg-West“ den kürzeren, darunter Altbetreiber Weser-Ems Bus (WEB). Die DB-Tochter konnte sich hingegen in den Linienbündeln „Osterholz West“, „Osterholz Mitte“ und „Verden Nord“ durchsetzen. Im Linienbündel „Osterholz Ost“ kann sich das landes- und kreiseigene Busunternehmen von Ahrentschildt ab dem Stichtag 1. August auf eine Direktvergabe stützen. In den zuletzt genannten vier Teilnetzen hat der Mittelstandsverband GVN den Verzicht der Aufgabenträger auf Allgemeine Vorschriften (AV) und auf Direktvergaben an den Mittelstand kritisiert, ebenso die europaweiten Ausschreibungen. In der Pressemitteilung unterblieb aber der Hinweis auf den Marktanteilsgewinn des Mittelstandes in „Oldenburg-West“. Bereits mit Wirkung zum 1. Januar 2017 hat der ZVBN das Linienbündel „Bremerhaven“ an den dortigen Querverbund BVV vergeben. Von einer Direktvergabe hat auch die Delmenhorst-Harpstedter Eisenbahn (DHE) profitiert, der auf diesem Weg 2016 das Linienbündel „Oldenburg-Südost“ zufiel.

Mittelständler im Kreis Nienburg wollen Fahrerlöhne nicht drücken

Nicht nur im ZVBN, auch im Landkreis Nienburg verändert sich zum 1. August die Anbieterstruktur. Nach dem Gewinn des Linienbündels 2 im Bereich Loccum/Steimbke/Nienburg schickt Transdev Niedersachsen/Westfalen dort den neuen „Mittelweserbus“ an den Start. Benötigt werden 30 Busse und 40 Fahrer. Auch hier ging es nicht ohne Verwerfungen ab. Fünf Mittelständler – Brinkmann, Langreder, Block, Emme und Berghorn – haben 25 Mitarbeiter gekündigt. Sie wollen bei Transdev nicht als Subunternehmer anheuern, weil die Preise „teilweise 35 % unter unseren Vorstellungen“ lagen, wie Brinkmann-Chef Albert Goschin der Lokalzeitung „Die Harke“ sagte. Einer seiner Kollegen ergänzte: Man sei nicht bereit, die Fahrerlöhne zu drücken. Mithin bleibt Schniering als einziger örtlicher Subunternehmer an Bord. Enders kam hinzu. Das Unternehmen aus Hannover hatte bereits die Leistungen im Stadtbus Nienburg gewonnen, sie nach zweieinhalb Jahren aber wegen massiver Qualitätsprobleme vorzeitig an DB Regio Bus Nord abgeben müssen. Auch im Fall der Nienburger Landkreisbündel hat der GVN die Vergabe massiv kritisiert, unter anderem weil sie zu Lasten der Fahrer gehe Transdev aber weist die Kritik zurück. Man wende das Landestariftreuegesetz an. Daher gehe man davon aus, dass die Fahrer künftig „eher besser entlohnt“ würden. Die günstigen Ausschreibungspreise resultierten aus Effizienzgewinnen im Transdev-Konzern. (msa/NaNa Brief)

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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