TfL testet Big-Data-Nutzung

Transport for London (TfL) hat einen vierwöchigen Versuch zum Tracking aller MobilGeräte der Fahrgäste mit eingeschaltetem WiFi durchgeführt. Daraus sind erste Erkenntnisse und künftige Anwendungsmöglichkeiten bekannt geworden.

Der Technik-Blog „Gizmodo” hat über den Freedom of Information Act Einzelheiten erfahren. Die Fahrgäste wurden durch Medienberichte und Aushänge auf das Pilotprojekt zur Datensammlung zwischen dem 21. November und dem 19. Dezember 2016 hingewiesen. Wer nicht teilnehmen wollte, musste an seinem Mobiltelefon nur die WiFi-Funktion ausschalten.

An 54 von 270 U-Bahnstationen wurden die Daten erfasst, die Kunden beim automatischen Einloggen in die jeweiligen örtlichen Hot Spots hinterließen. Beispielhaft sei an der Station Vauxhall die Zahl der mit der digitalen Oyster Card eincheckenden Fahrgäste abgeglichen worden. Danach hätte jeder Dritte sein WiFi aktiviert gehabt.

Fahrgäste benutzen zwar bereits die digitale Oyster-Card, doch diese generiert bisher nur Angaben, an welchen Stationen sie das System betreten und verlassen. In einem so eng angeordneten Liniennetz wie dem der Londoner U-Bahn war es bisher sehr schwierig und kostspielig zu erfassen, welche konkreten Strecken die Fahrgäste benutzen. So gibt es etwa vier Möglichkeiten für die Fahrt von Liverpool Street nach Victoria. Für rund 75 Prozent der Fahrgäste konnten nun genauere Routen zugeordnet werden: 44 Prozent aller Passagiere nutzen mit einmaligem Umsteigen am Oxford Circus die Victoria und Central Line; 26 Prozent legen die Strecke umsteigefrei aber länger mit der Circle Line zurück.

Bewegungsprofie der Fahrgäste
Auch die Bewegungen innerhalb der Stationen können zumindest teilweise abgebildet werden. So hat TfL offenbar durchschnittliche Wegezeiten in den Verbindungsgängen zwischen den Bahnsteigen errechnet: Wie lange dauert es von der Oberfläche mit Fahrstuhl oder Rolltreppe bis auf den Bahnsteig? Mögliche Anwendungen könnten Analysen der Bewegung der Passagiere an den Stationen sein, um etwa bauliche Anpassungen oder Korrekturen von Evakuierungsanweisungen vorzunehmen, eine Echtzeit-Anzeige für überfüllte Stationen in Mobilitäts-Apps anzubieten oder auch bessere Planungsdaten für den Personaleinsatz an den Stationen zu generieren. Nicht zuletzt könnte man auch exakt nachweisen, wie viel individuelle Fahrgäste von Verspätungen betroffen waren für die Berechnung der Entschädigungszahlungen.

Nicht zuletzt prüft TfL laut Gizmodo auch die Option, mit einem dauerhaften Tracking genau zu erfassen, an welchen Stellen in den Stationen sich die Fahrgäste bevorzugt aufhalten. Daraus ließe sich etwa ein gestaffeltes Preissystem für Werbetafeln entwickeln, weil genauer belegt werden könnte, wie lange Fahrgäste einzelne Plakate betrachten.

TfL soll bereits gründlich über die Implikationen für die Privatsphäre nachgedacht haben und scheine sich bewusst zu sein, dass sich auf diese Weise eine Verbindung von Videoüberwachung, WiFi-Daten und der elektronischen Oyster Card herstellen lasse. Laut den Untersuchungen soll die Skepsis der Fahrgäste vor allem darauf beruhen, dass Tracking neu ist. Die Akzeptanz würde deutlich höher sein, wenn nur Ortsinformationen gespeichert würden und vor allem dem Zweck dienten, den ÖPNV zu verbessern. (FM/NaNa)

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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