Weniger Aufträge für Bahnindustrie

Die Bahnindustrie in Deutschland hat 2016 mit 11,8 Mrd Euro erneut ein hohes Umsatzniveau erreicht. Weniger zufriedenstellend ist das Niveau bei den Auftragseingängen.

Das Geschäft mit umwelt- und klimafreundlicher Mobilität made in Germany bleibt 2016  – leichten Schwankungen zum Trotz – sehr erfolgreich“, sagt der Präsident des Verbandes der Bahnindustrie in Deutschland (VDB), Volker Schenk, bei der Jahrespressekonferenz in Berlin. Maßgeblich zum Erfolg beigetragen habe das Exportgeschäft in Höhe von 6,1 Mrd Euro. Es sei im Vergleich zu 2015 um gut fünf Prozent gestiegen. Schwächer zeigte sich das Inlandsgeschäft mit 5,7 Mrd Euro. Es sank um rund zwölf Prozent. Etwa 74 Prozent waren Bestellungen für Schienenfahrzeuge und ihre Komponenten. Der Umsatz erreichte in diesem Segment 8,7 Mrd Euro. Das Inlandsgeschäft mit Schienenfahrzeugen war rückläufig und sank um 17 Prozent auf 3,9 Mrd Euro. Deutlich stärker zeigte sich das Ausland. Das Geschäft mit Fahrzeugen erreichte 4,8 Mrd Euro, ein Plus von rund sieben Prozent. Das Bild bei den Schieneninfrastrukturausrüstungen bleibt laut Verband „ernüchternd“. Der Umsatz stagnierte mit 3,1 Mrd Euro auf dem Vorjahresniveau.

„Der Auftragseingang der Bahnindustrie in Deutschland lag 2016 bei insgesamt 11,5 Mrd“, berichtete Schenk. „Das sind rund 23 Prozent weniger als der Spitzenwert von 2015. Um es deutlich zu sagen: Zufrieden sind wir damit nicht.“ Die Inlandsnachfrage erreichte 2016 eine Höhe von 7 Mrd Euro, rund zehn Prozent weniger als 2015. Die Nachfrage im Ausland belief sich nur auf 4,5 Mrd Euro und sank damit erheblich um 38  Prozent. Schenk sieht für den Nachfragerückgang zum Teil statistische Ursachen: Hohe Volatilität ist in unserem langfristig angelegten Projektgeschäft Usus. Ein Großauftrag kann für einen hohen Ausschlag nach oben sorgen. So war es 2015.“ Mit Sorge weist er darauf hin, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen 2016 verschlechtert hätten. Es gebe weltweit eine zunehmende Tendenz zum Protektionismus, der sich etwa durch Verpflichtung zur Lokalisierung, intransparente Vergabemärkte und Marktabschottung zeige. Um dem zu begegnen, müsse sich die deutsche und europäische Wirtschaftspolitik noch stärker für Freihandel, offenen Marktzugang und faire Wettbewerbsbedingungen einsetzen.

Erstmals vor einer Bundestagswahl hat sich laut VDB der gesamte Eisenbahnsektor auf drei Kernforderungen verständigt. Insgesamt acht Verbände engagieren sich für die Initiative, getragen von Industrieunternehmen, Bahnbetreibern, Umweltverbänden und Gewerkschaften. Die Branchenvertreter fordern von der Politik Entscheidungen für den „ökologisch und ökonomisch effizienten Verkehr auf der Schiene“. Dieser brauche faire Rahmenbedingungen im Wettbewerb mit anderen Verkehrsträgern, eine ausreichende Finanzierung des Systems Schiene und ein nachhaltiges politisches Engagement für Forschung und Entwicklung. Schenk: „Ein Bahnforschungsprogramm gehört auf die Agenda der nächsten Bundesregierung.“ (mab/NaNa)

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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