Autonomes Fahren: Nächste Phase

Die Züge sind auf Strecken in Niedersachsen unterwegs; Foto: Alstom/Holger Jacoby

Das Forschungsprojekt „Automatisiert fahrende Regionalzüge in Niedersachsen“ geht in die nächste Phase.

Gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der TU Berlin entwickelt Alstom technische Lösungen, um den Schienenpersonenverkehr in Deutschland zu digitalisieren. Das Projekt wird über das Europäische Zugbeeinflussungssystem ETCS die Möglichkeiten der Automatisierung im Regionalverkehr ausloten. Die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) unterstützt das Vorhaben und stellt zwei Regionalzüge für die Tests zur Verfügung. Während das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) das Forschungsprojekt zur Automatisierung unterstützt, finanziert das Niedersächsische Wirtschaftsministerium die notwendige Ausrüstung der beiden Versuchsfahrzeuge mit 5,5 Mio Euro.

Für die Versuche auf Strecken in Niedersachsen werden in einer ersten Phase neue Systeme für den automatisierten Betrieb entwickelt. Dazu gehört die Signalerkennung, um die Signale an der Strecke erkennen und interpretieren zu können. Zudem muss der Zug Hindernisse erkennen können. Im Störungsfall wird er ferngesteuert oder vom Zugbegleiter geführt. Im Projekt wird ermittelt, ob der regulatorische Rahmen für den automatischen Betrieb (ATO) anzupassen ist. Daraufhin wird geprüft, welche Tests und Ergebnisse nötig sind, um das automatisierte Fahren und seine Sicherheit für den Fahrgastbetrieb hinreichend unter Beweis zu stellen. In einer zweiten Phase muss das automatisierte Fahren als „Reallabor“ soweit wie möglich unter realen Bedingungen erfolgen. Die neuen Systeme werden in die zwei mit ETCS vorgerüsteten LNVG-Triebzüge eingebaut und im Betrieb getestet. Prof. Dr.-Ing. Birgit Milius, Leiterin des Fachgebiets Bahnbetrieb und Infrastruktur an der TU Berlin, betont: „Ein auf deutschen Strecken automatisiert fahrender Regionaltriebzug stellt eine spannende Anwendung für die Forschung im Eisenbahnwesen dar.“

Wissenschaftliche Ziele sind unter anderem die bahntaugliche Optimierung des Arbeitsplatzes des fernsteuernden Operators und betriebliche Untersuchungen für die mobile Zugsteuerung durch den Zugbegleiter innerhalb und außerhalb des Führerstands. Auch das Thema Zulassungsvorbereitung wird von der TU Berlin wissenschaftlich betreut.

„Die Automatisierung des Schienenverkehrs ist ein wichtiger Schritt für ein flexibles und damit auch attraktiveres Mobilitätsangebot in der Region. Die damit verbundenen Änderungen der betrieblichen Prozesse sowie der Aufgaben und Rollen des Personals und eine nutzerzentrierte Gestaltung der zukünftigen Arbeitsplätze sind Forschungsfragestellungen, an denen das DLR arbeitet“, erklärt Dr. Bärbel Jäger vom DLRInstitut für Verkehrssystemtechnik. Für die Einführung eines automatisierten Bahnbetriebs im Regionalbereich wird das DLR sowohl die betrieblichen Anforderungen an die später einzusetzende Technik identifizieren als auch erforderliche Anpassungen hinsichtlich des derzeit manuell geführten Fahrzeugs ermitteln. Außerdem werden die Forschenden untersuchen, wie die Automatisierungslösungen auf andere Regionalstrecken übertragen werden können. (mab)

Fahrzeuge & Technik
Artikel Redaktion Bus&Bahn
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