Brennstoffzellenzüge für den Taunus

Von 2022 an sollen Züge mit Brennstoffzellenantrieb im Taunusnetz verkehren. Auf einer Sonderfahrt von Wiesbaden nach Frankfurt-Höchst konnten sich Mitte April rund 150 Fahrgäste einen Eindruck von der Technik des weltweit ersten Brennstoffzellengetriebenen Regionalzuges, dem seriennahen Modell Coradia iLint von Alstom, verschaffen.

Mit an Bord waren neben Hessens Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) unter anderem die Geschäftsführer von Alstom Deutschland, Jörg Nikutta, des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV), Knut Ringat, sowie von Infraserv Höchst, Joachim Kreysing. Ringat und Kreysing stellten die Pläne zum möglichen Einsatz derartiger Fahrzeuge sowie deren Betankung ab Ende 2022 im Taunusnetz vor. "Der Verkehr trägt ein Drittel zu den hessischen Treibhausgasemissionen bei. Deshalb müssen wir jetzt zügig den Weg in eine klimafreundliche Mobilität einschlagen – auch auf der Schiene, wo viele Nebenstrecken mangels Oberleitung noch mit Dieselfahrzeugen betrieben werden", erläuterte Al-Wazir. Der Brennstoffzellen-Antrieb sei eine interessante Alternative "zur kostspieligen Elektrifizierung".

Die Brennstoffzelle gewinnt elektrische Energie aus der Reaktion von Wasserstoff mit Sauerstoff zu Wasser. Statt Abgasen entsteht dabei lediglich Wasserdampf. Der Coradia iLint ist zudem mit einer Batterie ausgestattet, um die an Bord erzeugte elektrische Energie zwischenspeichern und Bremsenergie rückgewinnen zu können. Mit einer Tankfüllung Wasserstoff kann der iLint bis zu 1000 km zurücklegen und erreicht eine
Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h. Planungen zum Einsatz derartiger Fahrzeuge verfolgt unter anderem der RMV, der derzeit eine Ausschreibung über bis zu 26  emissionsfreie Fahrzeuge vorbereitet, die ab Ende 2022 auf nicht- beziehungsweise nur teilweise elektrifizierten Taunusstrecken verkehren sollen. "Der ÖPNV ist der Schlüssel, wenn wir die Klima-Ziele erreichen wollen. Um den Nahverkehr für diese Aufgabe fit zu machen, müssen wir aber noch stärker auf Brennstoffzellen- und Batterietechnik setzen", betonte Ringat. Einsatzmöglichkeiten ergeben sich insbesondere auf den Linien RB 11, RB 12, RB 15 und RB 16, also zwischen Bad Soden und Frankfurt-Höchst, zwischen Königstein und dem Frankfurter Hauptbahnhof, zwischen Brandoberndorf und Bad Homburg sowie zwischen Friedberg und Friedrichsdorf. Tanken könnten die Züge im Industriepark Höchst, wo Wasserstoff als Koppelprodukt anfällt. Ein entsprechendes Tankstellen-Konzept liegt vor.

"Mit der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie lassen sich in Zukunft Elektrifizierungslücken technisch in den Griff kriegen. Deshalb fördern wir diese Technologie mit Mitteln aus dem Nationalen Innovationsprogramm für Wasserstoff und Brennstoffzellen-Technologie, kurz NIP 2.", erläuterte parlamentarischer Staatssekretär Enak Ferlemann im Bundesverkehrsministerium. Zwei Förderskizzen – jeweils eine von RMV und Infraserv Höchst – wurden zur Beschaffung der Brennstoffzellenzüge sowie zur Errichtung der Wasserstoff-Betankungsinfrastruktur bei diesem Programm eingereicht. Das Land Hessen unterstützt das Vorhaben bereits seit dem Jahr 2015 hinsichtlich des Aufbaus der erforderlichen Betankungsinfrastruktur. (mab/NaNa)

Fahrzeuge & Technik
Artikel Redaktion Bus&Bahn
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