77 Prozent der Bahnhöfe stufenfrei

Eine aktuelle Statistik zeigt, dass es beim behindertengerechten Umbau der deutschen

Bahnhöfe vorangeht. Von allen etwa 5400 Personenbahnhöfen der Deutschen Bahn sind

bereits 77 Prozent stufenfrei.

Nach einer Auflistung der Allianz pro Schiene auf der Basis von Daten der DB Station & Service AG pendeln die Anteile der Bundesländer zwischen 96 Prozent (Schleswig-Holstein) und 56 Prozent (Saarland). „Mit einer Quote von inzwischen fast 80 Prozent an stufenfreien Bahnhöfen geht es in Deutschland augenscheinlich voran“, stellt der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, fest. Er verweist darauf, dass stufenfreie Bahnhöfe nicht nur für Menschen mit Behinderungen wichtig seien, sondern auch Müttern oder Vätern mit Kinderwagen, Fahrradfahrern, Reisenden mit schwerem Gepäck und insgesamt einer alternden Gesellschaft zu Gute kämen. „Allgemeine Zugänglichkeit ist eine Investition in den öffentlichen Verkehr, die sich lohnt.“  Dennoch habe die Politik den Reisenden viel mehr versprochen. „Schon für 2022 steht die Barrierefreiheit für den öffentlichen Verkehr im Personenbeförderungsgesetz, dessen Bestimmungen sich über die Nahverkehrspläne der Länder auch auf die Schiene auswirken. Wie das Ziel erreicht werden soll und welche Mittel die Politik dafür bereitstellt, steht leider vielfach in den Sternen“, erklärt Flege und erinnert dabei daran, dass die angestrebte Barrierefreiheit weitreichender sei als Stufenfreiheit. 

„Stufenfreiheit“ bedeutet nach der Definition der DB, dass alle Reisenden ohne fremde Hilfe zum Bahnsteig gelangen können. Diese ist ein wichtiger Bestandteil der „Barrierefreiheit“, die allerdings nicht nur Anforderungen an den Bahnhofsbau stellt, sondern auch Fahrzeuge, Ticketkauf und Reiseplanung umfasst: Um barrierefrei zu sein, muss die gesamte Reisekette so organisiert sein, dass mobilitätseingeschränkte Reisende den Zug allein benutzen können. Allein beim Umbau der Bahnsteige wird es „bei gleichbleibendem Finanzmitteleinsatz und Ressourcen ... noch zwischen 35 und 40 Jahren dauern, bis die vollständige Barrierefreiheit hergestellt ist“, heißt es im aktuellen Infrastrukturzustandsbericht.

Die Allianz pro Schiene widerspricht dem „Missverständnis“, dass die Herstellung der Barrierefreiheit allein in der Verantwortung der Eisenbahninfrastrukturunternehmen liege. „Bahnhofsfinanzierung ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Bahnunternehmen, Bund, Ländern und Kommunen“, betont Flege. „Die barrierefreie Mobilität steht in den verkehrspolitischen Wahlprogrammen wirklich aller Parteien. Wir hoffen, dass diese ganz große Koalition der Befürworter nach der Bundestagswahl auch schnell das nötige Geld bereitstellt.“ (mab/NaNa)

Infrastruktur
Artikel Redaktion Bus&Bahn
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