Akkuzugbetrieb möglich, aber aufwendig

Derzeitiger Betreiber des Liniennetzes Bayerwald ist die Länderbahn. Das Foto zeigt Triebzüge in Teisnach auf der Linie Gotteszell–Viechtach; Foto: Die Länderbahn DLB/Klaus-Dieter Neumann

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) hat ein Gutachten der TU Dresden veröffentlicht, das im Auftrag des Freistaats perspektivisch den Einsatz von Akku-Hybridfahrzeugen im Bayerischen Wald geprüft hat.

Derzeit fahren dort Dieselzüge. Die Quintessenz der Untersuchung lautet, dass ein solcher Umstieg zwar machbar ist, jedoch erhebliche Infrastrukturinvestitionen und einen Zeitvorlauf von mindestens zehn Jahren benötigt. Das Gutachten untersuchte das Netz Bayerwald mit der Hauptlinie von Plattling über Deggendorf und Zwiesel nach Bayerisch Eisenstein und optionaler Verlängerung ins tschechische Klatovy (RB 35) sowie sämtliche Verbindungen, die davon abzweigen: Zwiesel–Grafenau (RB 36) und Zwiesel–Bodenmais (RB 37). Der Freistaat beabsichtigt, bei der nächsten Vergabe dieser Linien nur noch Neufahrzeuge zuzulassen, deren Betrieb CO2-neutral ist. Diese neuen Züge sollen voraussichtlich ab Ende 2034 zum Einsatz kommen, wenn der bis dahin gültige Verkehrsvertrag mit der Länderbahn ausläuft. Vorsorglich wurde auch die Linie Gotteszell–Viechtach (RB 38) mitbetrachtet, auf der derzeit ein Probebetrieb läuft.

Die erforderlichen Infrastrukturmaßnahmen für den Einsatz von Akku-Hybridfahrzeugen beziffert das Gutachten auf mindestens 32 Mio Euro. Darin nicht enthalten sind jene Streckeninvestitionen, die notwendig sind, um die zulässige Achslast zu erhöhen. Ohne diese Investitionen sind perspektivisch keine neuen, schwereren Neufahrzeuge möglich – unabhängig von der jeweiligen Antriebsart. Hauptgrund für diese Kosten sind sogenannte Oberleitungsinseln. Das sind kurze Streckenabschnitte, die mit einer Oberleitung ausgestattet werden müssen, um den Zügen das Aufladen der Akkus zu ermöglichen. Derzeit ist der Bahnhof Plattling die einzige Stelle im Netz Bayerwald, an der bereits eine Oberleitung existiert. Laut den Gutachtern müssten für einen flächendeckenden Akkubetrieb im Bayerischen Wald zusätzliche Oberleitungsinseln gebaut werden: in den Bahnhöfen Viechtach und Grafenau sowie auf einem rund 10 km langen Streckenabschnitt von Bettmannsäge über Zwiesel bis Ludwigsthal. Die Gutachter rechnen damit, dass die Infrastrukturmaßnahmen frühestens bis Ende 2034 realisierbar wären.

Die BEG wird noch einen zweiten Teil des Gutachtens für das Netz Bayerwald bei der TU Dresden in Auftrag geben. Es soll zum einen den alternativen Einsatz von Wasserstoff-Fahrzeugen untersuchen. Zum anderen soll es die Ergebnisse zu Akku-Hybridfahrzeugen auf den neuesten Stand bringen. Von tschechischer Seite wird nämlich die Elektrifizierung des Streckenabschnitts von Klatovy bis zur Grenze geprüft. Dies könnte den Aufwand für die auf deutscher Seite notwendigen Oberleitungsinseln verringern, da es dann mit dem Grenzbahnhof Bayerisch Eisenstein eine weitere Station mit Oberleitung im Netz Bayerwald geben würde. Die Ergebnisse des erweiterten Gutachtens werden im Laufe des Jahres erwartet. (mab)

Infrastruktur
Artikel Redaktion Bus&Bahn
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