Domsheide-Plan auf dem Prüfstand

Die Planung sah vor, für die Straßenbahn-Linien 4, 6 und 8 einen zweiten Bahnsteig direkt vor dem Eingang des Konzerthauses „Die Glocke“ (l.) anzulegen. Dagegen gibt es nun Widerstand; Foto: Frank Muth

Nach zweieinhalb Jahren Planung und Bürgerbeteiligung zu 14 Varianten für den Bremer Knoten Domsheide favorisieren Initiativen und Koalitionspartner nun eine Verlegung des zentralen Straßenbahnknotens.

Geplant war, die Haltestellen der Ost-West-Linien direkt neben denen der Nord-Süd-Linien anzuordnen, um das „Fußgänger-Gewusel“ auf dem engen Platz einzudämmen. Mitte April forderte zuerst die Handelskammer ein Moratorium, weil für den Klimaschutz noch mehr Bahnen und Busse fahren sollen und der Platz mit den baulich notwendigen Absperrgittern et cetera „jede städtebauliche und platzgestalterische Anmutung“ verlieren werde. Für den Umbau müsse ein Gesamtkonzept für die Innenstadt abgewartet werden. Auch sei in der Balgebrückstraße mit einer verlängerten Haltestelle eine bessere Lösung möglich. Die Kammer würde allerdings gern die Herausnahme der Straßenbahn aus der ganzen Innenstadt sehen.

Die Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) stellte sich laut „Weser-Kurier“ gegen den Plan, weil dann die Haltestellen direkt vor dem Eingang zum Konzertsaal „Glocke“ liegen würden und den Zugang und die Anlieferung behindern oder gar unmöglich machen würden: Mit der derzeitigen Haltestellenplanung „müssten wir die Glocke dichtmachen“.

Das Aktionsbündnis Innenstadt will die Straßenbahn statt durch die zentrale Obernstraße über die Martinistraße und statt über Domsheide dann über den Wall führen, damit die Innenstadt attraktiver gestaltet werden könne. Der Koalitionspartner SPD schloss sich dem an: Die City müsse zur „Familien-Erlebniswelt“ werden, wenn sie überhaupt noch attraktiv sein wolle. Beide wollen die für den Sommer geplanten Gleisbauarbeiten nutzen, um eine dann tramfreie Obernstraße probeweise mit neuen Konzepten zu erproben. Die Station Obernstraße ist die meistfrequentierte Innenstadthaltestelle ohne Umsteigefunktion.

Die unterschiedlichen Vorstellungen eint die Sorge um die Bremer Innenstadt mit vielen Leerständen. Diskutiert wird etwa auch eine Teilverlegung der Universität in den zentralen Sparkassenkomplex. Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne) wies darauf hin, dass der bremische Haushalt auf Jahrzehnte belastet bleiben werde und es daher kein Geld für eine Verlegung der Straßenbahn gäbe. Ihr Ressort muss nun aber erst einmal die ins Spiel gebrachte Verlegung prüfen. (FM)

Infrastruktur
Artikel Redaktion Bus&Bahn
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