Kölner Nord-Süd-Stadtbahn: Gutachten erwartet

Blick in die Baustelle am Kölner Waidmarkt; Foto: KVB/Christoph Seelbach

Am 3. März 2009 stürzte das Kölner Stadtarchiv ein. Bei dem Unglück im Zuge des Projekts Nord-Süd-Stadtbahn kamen zwei junge Männer ums Leben.

Erst nach Abschluss des Strafprozesses und einem im Sommer 2020 geschlossenen Vergleich zwischen der bauausführenden Arbeitsgemeinschaft Los Süd (Arge Los Süd) sowie der Stadt Köln und der Kölner Verkehrs-Betriebe AG (KVB), konnten die Bauarbeiten am Waidmarkt im November 2020 wiederaufgenommen werden.

Die Arge Los Süd führt seit Januar 2022 ein Erkundungsprogramm zur Überprüfung der Qualität der von ihr erstellten Baugrubenumschließung (Schlitzwände) durch. Die Arbeiten wurden innerhalb der mit Grundwasser gefüllten Baugrube von Taucherteams ausgeführt und durch einen unabhängigen Gutachter begleitet. Auf Grundlage der Expertise des Gutachters wurde festgelegt, an welchen Stellen der Baugrubenumschließung Bohrkerne entnommen werden sollten, anhand derer die vorhandene Betonqualität und die Überdeckung der in der Betonwand befindlichen Stahlbewehrung zu überprüfen sei. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen müssen in der Ausführungsplanung für die Sanierung der havarierten Baugrube am Waidmarkt berücksichtigt werden.

„Aktuell warten wir auf das Gutachten zu den Untersuchungen. Erst wenn diese Ergebnisse und eine entsprechende Freigabe des Prüfingenieurs vorliegen, können die bereits begonnenen Vorarbeiten für die Sanierung abgeschlossen werden,“ erläutert Jörn Schwarze, Technischer Vorstand der KVB, die Bauherrin des Projekts ist. Die Arge Los Süd habe signalisiert, dass das Gutachten voraussichtlich Ende März vorliegen wird. Nach Vorlage des Gutachtens will die Arge die Ausführungsplanung aktualisieren und gemeinsam mit der KVB prüfen, ob und wie zeitliche Optimierungen des Bauablaufs umgesetzt werden können. Aktuelle Prognosen zur Fertigstellung sind laut KVB erst nach aktualisierter Ausführungsplanung möglich.

Die mit der Arge Los Süd im Vergleich vereinbarte Sanierungsvariante sieht folgenden Bauablauf vor: Zunächst sei die Verfüllung des Bauwerks zwingend notwendig, um die Stabilität der Baugrube zu gewährleisten. Im Verlauf der weiteren Ausschachtung werden aus statischen Gründen in unterschiedlicher Höhe Stahlsteifen eingebaut, um den von außen auf die Schlitzwände wirkenden Wasserdruck auszugleichen. Ist die unterste Bauwerksebene erreicht, sind dort befindliche Arbeitsgeräte, Gerüste und anderes mehr zu entfernen, was sich am Unglückstag auf der bereits halb fertiggestellten Baugrubensohle befand. Nachdem die Baugrube freigeräumt und die Bauwerkssohle hergestellt ist, kann das in der Grube befindliche Grundwasser abgepumpt werden. Die Fertigstellung des Bauwerks erfolgt im Trockenen im Schutz der Bauwerksumschließung. (mab)

Infrastruktur
Artikel Redaktion Bus&Bahn
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