Oberleitungsinseln und ein Test

Die neue Technologie ermöglicht die Elektrifizierung lediglich kurzer Streckenabschnitte oder einzelner Bahnhöfe; Foto: DB AG/Volker Emersleben

Die Deutsche Bahn hat in Schleswig-Holstein mit dem Bau einer Infrastruktur für die künftige Energieversorgung von Akku-Zügen begonnen.

Statt einer durchgängigen Elektrifizierung jedes Gleiskilometers ist mit der neuen Technologie nur noch die Elektrifizierung kurzer Streckenabschnitte oder einzelner Bahnhöfe notwendig. Die Akku-Züge nutzen das nur einige hundert Meter bis wenige Kilometer kurze Stück Oberleitung zum Aufladen ihrer Akkus für Fahrten in einem nicht elektrifizierten Abschnitt. Künftig können so im Land mehr als 10 Mio Kilometer Zugverkehr elektrisch gefahren werden, auf denen bislang Dieselzüge eingesetzt wurden. Das spart laut DB 10 Mio Liter Dieselkraftstoff pro Jahr.

Zunächst sind in den Bahnhöfen Kiel und Büchen mehr als 30 zusätzliche Oberleitungsmasten notwendig. Die ersten Oberleitungsinseln sowie Lade-Unterwerke für das Einspeisen des Bahnstroms errichtet die DB dann im Auftrag des Landes und der Nahverkehrsgesellschaft bis Ende 2023 an der Westküste Schleswig- Holsteins in Heide, Husum und Tönning.

Derweil war Ende Oktober ein Akku- Zug von Stadler zum ersten Mal auf einer seiner späteren Einsatzstrecken zwischen Kiel und Lübeck unterwegs. Erprobt wurde unter anderem das Fahrerassistenzsystem. Es ist vorgesehen, dass die neue Akku-Flotte ab Mai 2023 auf der RE-/RB-Linie 83/84 Kiel–Lübeck–Lüneburg mit Ökostrom fährt und die erwähnten Dieselfahrzeuge ablöst.

Das Vergabeverfahren „SH-XMU“ hatte das Ziel, möglichst emissionsfreie Fahrzeuge zu beschaffen und gleichzeitig die Wettbewerbssituation bei Fahrzeugen und Verkehrsleistung zu verbessern. Das Verfahren gliederte sich in vier Vergaben: Stadler war 2019 als Entwickler, Hersteller und Lieferant der 55 Akku-Züge ausgewählt worden und wird für 30 Jahre die Instandhaltung der Züge verantworten, die das Land den Verkehrsunternehmen stellt.

Schleswig-Holstein hat nach zweiter Ausschreibung die Paribus Holding GmbH & Co KG beauftragt, die Züge zu kaufen und anschließend für 30 Jahre an die vom Land auszuwählenden Betreiber zu vermieten. Das Hamburger Unternehmen finanziert damit die erste große Beschaffung von Batterietriebzügen in Deutschland sowie in der EU und kann mit einer vom Land gewährten Kapitaldienstgarantie eine günstige Finanzierung sicherstellen.

Für die Übergangszeit von Dezember 2022 bis Dezember 2024 hat das Land nach einer weiteren Teil-Ausschreibung (Vergabe SH-XMU III) DB Regio beauftragt, eine Transferflotte von 22 Dieseltriebzügen des Typs Coradia Lint 41 für den Betrieb und bis zu vier weitere als Werkstattreserve bereitzustellen. Mit der Verkehrsleistung im Akkunetz wurde für das Netz Ost (Teil-Betriebsaufnahme im Dezember 2022 zwischen Kiel-Hauptbahnhof– Oppendorf) die Erixx Holstein und für die Netze Ost-West und Nord die Nordbahn beauftragt. (mab/FM)

Infrastruktur
Artikel Redaktion Bus&Bahn
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