Nicht die üblichen Zahlen

Während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 waren bis zu 80 Prozent weniger Fahrgäste mit dem ÖPNV unterwegs; Foto: DB AG/Dominic Dupont

Der Präsident machte gleich klar, dass es nicht werden würde, wie aus den Vorjahren gewohnt. „Wir sind in der Corona-Pandemie und es gibt nicht die üblichen Zahlen“, erklärte Ingo Wortmann zum Auftakt der Jahres-Pressekonferenz des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), die in diesem Jahr in Webinar-Form über die Bühne ging.

Die mit der Pandemie einhergehenden Beschränkungen haben die Nahverkehrsunternehmen 2020 hart getroffen. Durch den Rückgang der Mobilität während der Lockdowns, verstärkt etwa durch Homeoffice-Regelungen sowie geschlossene Kitas und Schulen, sind sowohl Fahrgastzahlen als auch Ticketeinnahmen eingebrochen. „Da wir seit Beginn der Pandemie, auch in der Zeit der stärksten Beschränkungen, trotzdem nahezu das volle Bus- und Bahnangebot weiterfahren, sind die Einnahmeverluste – bei etwa gleichen Kosten – immens. Der von Bund und Ländern beschlossene Rettungsschirm hat uns vor dauerhaften wirtschaftlichen Schäden bewahrt. Doch noch ist die Covid-Krise nicht vorbei und wir fahren weiterhin monatliche Verluste in dreistelliger Millionenhöhe ein“, erläuterte Wortmann.

Bei vollem Angebot seien teilweise bis zu 80 Prozent weniger Fahrgäste unterwegs gewesen (im März und April). „Bei den Fahrgastzahlen haben wir im vergangenen Jahr Wellenbewegungen erlebt: In den ersten beiden Monaten, also vor der Pandemie in Deutschland, stieg die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr um vier bis sechs Prozent. Dann kamen die pandemiebedingten Beschränkungen. “Während der Lockerungen von Mai bis September erholte sich die Nachfrage wieder auf rund 80 Prozent. Ab dem seit Dezember geltenden Lockdown sanken die Fahrgastzahlen unter 50 Prozent, derzeit sind es laut VDV bundesweit im Schnitt 30 bis 40 Prozent. Die Verluste bei den Ticketeinnahmen liegen für die neun Monate von März bis Dezember 2020 bei rund 3,5 Mrd Euro. Während die ÖPNV-Stammkundschaft weit überwiegend ihre Abos nicht kündigte, brachen die Einnahmen bei den Gelegenheitsfahrten größtenteils weg.

Der bis zu 5 Mrd Euro enthaltende Rettungsschirm wird nach Berechnungen des Verbands noch bis Ende des ersten Quartals 2021 reichen. „Wir rechnen damit, dass wir auch im gesamten Jahr 2021 noch nicht wieder die sonst übliche Zahl an Fahrgästen befördern werden. Das heißt, dass wir weiterhin Verluste einfahren und dementsprechend mit der Politik zeitnah über einen erneuten Rettungsschirm sprechen müssen“, betonte der Präsident. Der VDV und seine Mitglieder kalkulieren mit Einnahmeausfällen von weiteren 3,5 Mrd Euro über das Gesamtjahr 2021. Zu den noch vorhandenen Mitteln aus dem Rettungsschirm 2020 bliebe damit ein zusätzlicher Bedarf von rund 2 Mrd Euro.

Mit Blick auf die Ende Januar nochmals ausgeweiteten Corona-Regeln, die unter anderem das Tragen einer medizinischen oder FFP2-Maske im ÖPNV vorgeben, unterstrich der VDV-Präsident, dass die Verschärfungen nicht auf eine erhöhte Infektionsgefahr im ÖPNV hinwiesen, sondern generell auf eine Vermeidung von Kontakten und auf die Eindämmung der Virusausbreitung über Aerosole abzielen: „Nach allen uns bekannten nationalen und internationalen wissenschaftlichen Untersuchungen ist der ÖPNV kein Corona-Hotspot.“ (mab)

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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