Studie zur Stadtentwicklung nach Corona

Wie leben wir in unseren Städten nach der Pandemie? Dieser Frage ist die IRE|BS Immobilienakademie im Auftrag des Urban Land Institute (ULI) nachgegangen und hat nun die Studie „Europäische Städte nach Corona – Strategien für resiliente Städte und Immobilien“ vorgestellt.

In der Untersuchung erwartet eine Mehrheit von 33,58 Prozent der Teilnehmer, dass die Städte stärker nach außen wachsen werden und Nachverdichtung zwar wichtig bleibt (20,83 Prozent), jedoch den gesamten Veränderungsdruck nicht alleine bedienen kann. Denn es wird mit einem signifikanten Anstieg der Wohnungsnachfrage und dem Anspruch an mehr Freiraum im Umfeld der Wohnungen gerechnet. Dies wird nur im Außenwachstum der Städte möglich sein und erzwingt gleichzeitig Betreuungs- und Versorgungsangebote sowie innovative Mobilitätskonzepte, damit auch die verbleibenden innerstädtischen öffentlichen Angebote erreichbar bleiben.

Die Innenstadt werde zwar zentrale Funktionen behalten, doch werde es einen starken Nachfragerückgang nach Einzelhandelsflächen geben, denn mit der digitalen Handelswelt sei geradezu eine zweite, virtuelle Stadt unter die physische Stadt eingezogen, sodass gerade der klassische innerstädtische Einzelhandel stark an Anziehungskraft eingebüßt hat. Ausgenommen seien Discounter, Fachmärkte und Lebensmitteleinzelhändler. Die physische Einzelhandelswelt werde sich auf die Vorteile des Haptischen und von Erlebnissen konzentrieren müssen. Für Büroflächen wird erwartet, dass Büros ihre Funktion als Produktionsort klar definierter Prozesse mit konkretem Ergebnis verlieren und diese künftig immer mehr zu einer Interaktionsfläche werden. Für kreative und soziale Prozesse seien allerdings andere Flächen erforderlich als für reine Erledigungen.

Um eine deutliche Reduktion innerstädtischer Wegstrecken zu erreichen, bedarf es eines Aufbruchs bestehender Stadtstrukturen hin zu einem Netzwerk quasi-autarker Quartiere, bei denen ein größerer Teil des Verkehrs im Quartier beispielsweise mit dem Fahrrad erfolgen könnte. Allerdings müssten alle Quartiere gleichzeitig umgebaut werden, da es sonst zu Verdrängungsprozessen kommen wird. Sabine Georgi, Geschäftsführerin ULI Deutschland/Österreich/Schweiz: „Es wird in Zukunft häufiger das umgesetzt, was schon vor der Pandemie technisch möglich war und dies wird die Art zu arbeiten, wohnen und konsumieren betreffen. Es werden sich also neue Gewohnheiten etablieren und damit werden neue Stadt- und Immobilienstrukturen erforderlich.“ (FM)

Infrastruktur
Artikel Redaktion Bus&Bahn
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