Vergleich der Wege zum Nahverkehr

Gleich fünf bayerische Landkreise schneiden bei der Erreichbarkeit von Bus und Bahn im Deutschland-Vergleich am schlechtesten ab.

Mit großem Rückstand ist das ostbayerische Dingolfing-Landau bundesweites Schlusslicht bei dem Ranking, das die Wege zum Nahverkehr in den deutschen Landkreisen vergleicht. Nur wenig dichter ist das Netz von Haltestellen und Bahnhöfen mit einem Minimal-Angebot an täglichen Fahrten in Straubing-Bogen, Cham, Rottal-Inn sowie Kronach. Erst auf dem sechstletzten Platz rangiert mit dem Eifelkreis Bitburg- Prüm (Rheinland-Pfalz) ein Landkreis außerhalb Bayerns. „In vielen Bundesländern haben wir Gegenden mit einer geringen Bevölkerungsdichte“, erläuterte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, bei der Vorstellung des Rankings. „Nirgends aber ist der Nahverkehr so weit weg von den Menschen wie in Ostbayern.“

Das Erreichbarkeits-Ranking basiert auf offiziellen Daten des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), das dem Bundesinnenministerium unterstellt ist. Das Institut berechnet den Anteil der Bevölkerung, der innerhalb eines Radius von 600 m Luftlinie bis zu einer Bushaltestelle oder 1200 m bis zu einem Bahnhof lebt, wobei die Stationen werktags mindestens zehn Fahrten pro Richtung anbieten müssen. 600 m entsprechen einem Fußweg von etwa acht bis zehn Minuten, was das BBSR als noch zumutbar bewertet. Bei Bahnhöfen stuft es noch größere Distanzen als hinnehmbar ein.

Beim Schlusslicht Dingolfing- Landau lebt nicht einmal jeder dritte Einwohner nach diesen Kriterien nah genug an der nächsten Haltestelle oder dem nächsten Bahnhof. Mit einem Anteil von 29 Prozent liegt der Landkreis deutlich hinter Straubing-Bogen, wo immerhin 39 Prozent der Menschen innerhalb dieses Radius‘ wohnen.

In Cham sind es 45 Prozent, in Rottal-Inn 48 Prozent und in Kronach 49 Prozent. Diese fünf bayerischen Landkreise sind damit auch bundesweit die einzigen Regionen, in denen nicht einmal jeder Zweite wohnortnah eine Haltestelle oder einen Bahnhof mit einem ausreichenden Fahrplanangebot nach den BBSRStandards vorfindet.

Das dichteste Netz an Haltestellen im öffentlichen Verkehr weist der Main-Taunus-Kreis auf. Dort sind die Wege zu Bus und Bahn für mehr als 99 Prozent der Menschen kurz genug, um die Standards des Instituts zu erfüllen. Damit erreicht der hessische Landkreis einen Wert ähnlich wie die besten Großstädte. Dies gilt auch für Fürstenfeldbruck in Bayern und Esslingen in Baden-Württemberg.

Die Rückkehr des öffentlichen Verkehrs in die Fläche gehört laut Flege zu den wichtigsten verkehrspolitischen Aufgaben der nächsten Jahre. „Der Rückzug von Bus und Bahn aus ländlichen Regionen war ein Riesenfehler, der rasch korrigiert werden muss. Auch in dünn besiedelten Kreisen haben die Menschen einen Anspruch auf eine vernünftige und attraktive Anbindung an den öffentlichen Verkehr.” Bus und Bahn müssten auch in ländlichen Regionen eine Alternative zum Auto bieten. (mab)

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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