„LHO für die ÖPNV-Betreuung prädestiniert“

Zum Jahresbeginn 2012 ist Bernd Frölich mit weiteren Kollegen zum Landesverband Hessischer Omnibusunternehmer (LHO) gewechselt. Dort sitzt er dem neu gegründeten Ausschuss „ÖPNV Nord“ vor. Der streitbare Unternehmer bewertet dies als Schritt zur Bündelung von Brancheninteressen. Doch zunächst ist der in Kassel beheimatete Fachverband Omnibusverkehr Hessen (FOH) aus dem gemeinsamen Dachverband mit dem LHO ausgetreten. Im Interview mit „ÖPNV-aktuell“-Chefredakteur Markus Schmidt-Auerbach erläutert Frölich seine Motive und kritisiert die geplante Novelle zum hessischen ÖPNV-Gesetz.

Haben Sie den Mittelstand im hessischen Busgewerbe gespalten?

Bernd Frölich: Nein im Gegenteil, ich habe viel dafür getan, dass er zusammenwächst. 

Aber mit anderen stark im Linienverkehr engagierten Mittelständlern haben Sie den Fachverband Omnibusverkehr Hessen (FOH) Richtung Landesverband Hessischer Omnibusunternehmer (LHO) verlassen. Dort sitzen Sie jetzt einem neu gebildeten „ÖPNV-Ausschuss Nord“ vor. Der in Kassel beheimatete FOH empfindet das als Affront – und ist jetzt aus dem gemeinsamen Dachverband Omnibusverkehr Hessen (OVH) ausgetreten.

Frölich: Natürlich schwächt der Austritt des FOH aus dem OVH die Branchenvertretung in Hessen. Das ist sehr bedauerlich. Damit wird das langjährige Bemühen der beiden Verbände zusammenzuwachsen ad absurdum geführt. Nur wenn wir mit einer Stimme sprechen, werden wir gehört. 
Zwischen LHO und FOH gab es in der langen Historie der beiden Verbände immer wieder Phasen der Annäherung und dann wieder distanziertere Phasen, wie in jeder guten Zweierbeziehung (lacht). Man darf also weiter hoffen. Nun, ich gehöre dem FOH aber nicht mehr an. Ich will seine Politik und die Entscheidungen der Kollegen nicht weiter kommentieren. 
Aber ich möchte doch darauf hinweisen, dass die Gründung des gemeinsamen OVH in meine Zeit als FOH-Vorsitzender fällt. Anders gesagt: Mein Ziel war es zusammenzuführen, nicht zu spalten.

Zuvor hatten Sie allerdings auch für Verstimmungen mit dem LHO gesorgt, indem Sie als FOH-Vorsitzender eine Protestdemonstration gegen die hessische ÖPNV-Ausschreibungspolitik in Wiesbaden organisiert hatten. 

Frölich:
 Dazu stehe ich nach wie vor. Angesichts der berechtigten Existenzängste unserer Mitglieder wollten wir unsere Volksvertreter und die damalige CDU-Landesregierung warnen, nicht zum Totengräber des Mittelstandes im Busgewerbe zu werden. Immerhin haben Politik und die Verkehrsverbünde gewisse Korrekturen vorgenommen. 
Aber das genügt noch nicht. Auch im Interesse von Kommunen und Fahrgästen reichen diese Korrekturen noch nicht aus. Wir brauchen wieder mehr unternehmerisches Engagement, um einen schlanken, flexiblen und kostengünstigen ÖPNV anzubieten. Im demografischen Wandel ist das sogar noch stärker erforderlich. Seit unserer Wiesbadener Demonstration haben viele Kollegen, vor allem kleinere Betriebe, in Süd- wie in Nordhessen, aufgeben müssen. Viele andere haben erheblich Marktanteile verloren.

Und nun erhoffen Sie sich vom LHO, dass er die von Ihnen geforderten Korrekturen besser gegenüber der nordhessischen Politik artikulieren kann? 

Frölich:
 Bei der OVH-Gründung waren sich die beiden Partner über eine Aufgabenteilung einig: Der LHO war nach unserer gemeinsamen Überzeugung prädestiniert, den ÖPNV zu betreuen. Er hatte und hat die besseren Kontakte zu den Fraktionen und zur Landesregierung, und er hatte und hat einen Juristen als Geschäftsführer, früher Jörg Geißler, heute Volker Tuchan. Die Stärken des FOH lagen dagegen eher im touristischen Bereich. 
Es war also eine logische Konsequenz der ursprünglichen Planung, dass der LHO auch die Interessenvertretung im Bereich des Nordhessischen Verkehrsverbundes (NVV) übernehmen sollte. Insofern haben die jetzt zum LHO gewechselten Kollegen nur praktisch vollzogen, was sie bei der OVH-Gründung mitgestaltet und mitbeschlossen haben. 

Gehören zu den von Ihnen angesprochenen Kollegen auch die Partner der SURF-Kooperation, wo das F für Frölich steht? 

Frölich:
 Das S steht für Sallwey. Daniel Sallwey ist ebenfalls zum LHO gewechselt. Er hat gemeinsam mit Hans-Christian Herrmann aus Marburg den Vizevorsitz in dem neuen LHO-Ausschuss übernommen. Das U symbolisierte Regiobus Uhlendorff. Torsten Uhlendorff hat seine Anteile an unserer Kooperation jedoch an den Kollegen Sallwey abgegeben, weil er sich inzwischen verstärkt in Niedersachsen engagiert. Und der Kollege Reifer ist auf nordrhein-westfälischem Boden zuhause. 

Anscheinend haben vor allem größere Mittelständler den FOH verlassen. Spiegelt Ihr Wechsel einen „Kulturbruch“ wider, fühlen sich größere Anbieter im alten nordhessischen Verband FOH nicht mehr zuhause? 

Frölich:
 Die Frage der Verbandsmitgliedschaft muss jeder Unternehmer individuell beantworten. Da spielen neben Service-Aspekten auch Gefühle der Verbundenheit eine Rolle. Angesichts der erwähnten Grundsatzvereinbarung zur OVH-Gründung halte ich es aber für folgerichtig, dass sich Unternehmen mit stärkerer ÖPNV-Orientierung dem LHO zuwenden. Im ÖPNV-Umfeld brauchen wir Informationen und Wortmeldungen unseres Verbandes schnell und kompetent.  

Worin wird die Arbeit des neuen LHO-Ausschusses „ÖPNV Nord“ bestehen? Werden Sie eine LHO-Geschäftsstelle in Kassel aufbauen?

Frölich:
 Nein, die politische Interessenvertretung obliegt weiterhin dem LHO und wird nach wie vor aus Gießen gesteuert. Ebenso, wie wir gute und schnelle Informationen von unserem Verband brauchen, ist auch der LHO auf einen guten Draht in das lokale Geschehen angewiesen. Nur dann kann er konkrete Probleme in die Politik zurücktragen. Diesen Erfahrungsaustausch wollen wir im Rahmen des Ausschusses „ÖPNV-Nord“ bündeln und über dieses Gremium den stetigen Kontakt des LHO mit den lokalen Aufgabenträgern in Nordhessen sicherstellen, natürlich auch zum NVV. 

Die Novelle zum hessischen ÖPNV-Gesetz schlägt vor, kleinere Kreisverkehrsgesellschaften zu fusionieren und so die Zahl der lokalen Regiegesellschaften zurückzufahren. Macht unter dieser Voraussetzung ein ehrenamtlicher LHO-Ausschuss für Nordhessen überhaupt noch Sinn? 

Frölich:
 Meine persönliche Überzeugung liegt in diesem Punkt vollkommen auf der LHO-Position. Die angedachten Fusionen der lokalen Aufgabenträgerorganisationen sind aus meiner Sicht gefährlich. Neue Wasserköpfe können entstehen, die nicht flexibel genug auf die praktischen Probleme des Alltags reagieren können. Wir haben doch in Südhessen gesehen, wie viel das im Endeffekt zusätzlich kostet, wenn das verkehrsbetriebliche Know-how den Unternehmen entzogen und auf Einheiten verlagert wird, die mit den örtlichen Gegebenheiten nicht vertraut sind. Ein zentraler Betriebsmanager in einer 70 km entfernten Zentrale kann nicht wissen, ob man auf eine Straßensperrung mit einer Fahrplanänderung oder vielleicht besser mit der Aufschotterung des Fahrbahnrandes reagiert. Jeder angeblich gesparte Euro, der in teure neue Großverwaltungen fließt, geht dem Angebot und damit dem Fahrgast und Bürger verloren.Frölich: Nein, die politische Interessenvertretung obliegt weiterhin dem LHO und wird nach wie vor aus Gießen gesteuert. Ebenso, wie wir gute und schnelle Informationen von unserem Verband brauchen, ist auch der LHO auf einen guten Draht in das lokale Geschehen angewiesen. Nur dann kann er konkrete Probleme in die Politik zurücktragen. Diesen Erfahrungsaustausch wollen wir im Rahmen des Ausschusses „ÖPNV-Nord“ bündeln und über dieses Gremium den stetigen Kontakt des LHO mit den lokalen Aufgabenträgern in Nordhessen sicherstellen, natürlich auch zum NVV.

Personen & Positionen
Interview von Ausgabe 37/12
Interview von Ausgabe 37/12