„Politisches Umfeld für DB-Erfolg ganz entscheidend“

Rüdiger Grube lobt die neue Bundesregierung – für ihre Unterstützung des integrierten Bahnkonzerns, aber auch die starke Berücksichtigung der Schiene im Koalitionsvertrag. Nun müssten den Ankündigungen aber Taten folgen, meint der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn (DB) im Interview mit „ÖPNV aktuell“. Das Unternehmen will weiter in sein Brot-und-Butter-Geschäft investieren. Die Fragen stellte Chefredakteur Markus Schmidt-Auerbach.

Dr. Grube, der DB-Aufsichtsrat will mit Ihnen am 26. März die künftige Lobbyarbeit des Konzerns erörtern. Werden Sie uns im Anschluss die Bestellung Ronald Pofallas zum Politikvorstand präsentieren?
Rüdiger Grube: Sie wissen, dass einer unserer zentralen Fachbereiche neu aufgestellt werden muss. Seit längerem ist absehbar, dass die derzeitigen Leiter altersbedingt ausscheiden: Georg Brunnhuber für den Bereich „Wirtschaft, Politik und Regulierung“ und Joachim Fried für die „Europäischen Angelegenheiten“. Fakt ist auch: Die Arbeit, die in diesen Bereichen anfällt, wird nicht weniger – ganz im Gegenteil. Zumal das politische Umfeld in Berlin, in den Bundesländern und noch stärker in Brüssel für den nachhaltigen Unternehmenserfolg der DB ganz entscheidend ist. Deshalb werde ich dem Aufsichtsrat am 26. März ein Konzept für die Neuausrichtung dieses Bereiches unterbreiten.
Und diese Neuausrichtung wird von Pofalla gemanagt werden?
Grube: Es geht hier nicht um irgendwelche Namen. Bitte erlauben Sie mir, dass ich es heute zunächst bei dieser Aussage bewenden lasse. Denn ich möchte der Aufsichtsratssitzung Ende März nicht vorweggreifen. Nur eines kann ich Ihnen schon heute sagen: Am 26. März stehen keine Personalentscheidungen an. Es wird um das Konzept gehen. Konkret geht es um die Frage: Wie können wir den Bereich künftig optimal ausrichten, um die vielfältigen und komplexen Herausforderungen zu meistern?
Welche dieser Herausforderungen ist auf europäischer Ebene Ihre größte?
Grube: Das Vierte Eisenbahnpaket. Die Trennung von Infrastruktur- und Transportbereichen ist noch nicht vom Tisch. Leider. Obwohl 20 Jahre Bahnreform doch vor allem gezeigt haben, dass sich das integrierte Modell bewährt hat – und nicht nur in Deutschland! Wie Sie wissen, wird in Frankreich die Trennung gerade wieder rückgängig gemacht, weil es nicht funktioniert und für alles gesorgt hat – nur nicht für mehr Wettbewerb oder für eine bessere Zusammenarbeit! Meine Vorstandskollegen und ich werden gemeinsam mit der Bundesregierung weiter gegen diese grundfalschen Pläne aus Brüssel kämpfen. Und ich bin sehr froh, dass der neue Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt uns hier sehr unterstützt. Denn auch er hält den integrierten Konzern für das richtige Modell.
Ordnungspolitisch mag Berlin das DB-Geschäftsmodell befürworten, hingegen steht die neue Bundesregierung zunächst einmal auf der Bremse, wenn es um die finanzielle Ausstattung des Verkehrsträgers Schiene geht. Ob LuFV oder RegMittel, die Politik bleibt vage. Das gilt auch für andere Verkehrsinfrastrukturen: Nicht der belegte Nachholbedarf von 7,2 Mrd. EUR jährlich soll investiert werden, sondern nur 1,25 Mrd. EUR. Wie zufrieden sind Sie mit dem Koalitionsvertrag?
Grube: Die Finanzierung der Infrastruktur ist neben dem Vierten Eisenbahnpaket eine der wichtigsten Herausforderungen unseres Unternehmens im Jahr 2014. Auch wenn wir mit den in Aussicht gestellten Investitionsmitteln nicht zufrieden sein können, so ist doch positiv anzumerken: Der Koalitionsvertrag berücksichtigt den Verkehrsträger Schiene stärker als jedes Regierungspapier zuvor. Wichtig ist jetzt aber nur, dass das, was vereinbart wurde, nun auch wirklich umgesetzt wird. Sonst ist alles Schall und Rauch! Der Wunsch der Politik nach „Mehr Wachstum auf der Schiene“ setzt Planungs- und Finanzierungssicherheit für die Eisenbahninfrastruktur voraus – insbesondere für das Bestandsnetz.
Sind Sie also eher pessimistisch?
Grube: Zum Pessimismus besteht kein Anlass. Vieles bewegt sich in die richtige Richtung: Wir investieren auch 2014 konsequent ins Brot- und Buttergeschäft – in die Service- und Produktqualität – um die Kundenzufriedenheit weiter zu verbessern. Konkret: 9,6 Mrd. EUR brutto und 4,5 Mrd. EUR netto. Mehr als zwei Drittel der Bruttoinvestitionen – 6,5 Mrd. EUR – fließen in die In­frastruktur, also direkt in unser Kerngeschäft – die Eisenbahn in Deutschland.

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Interview von Ausgabe 4/14
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