„Köln ist überall“

Wenn der VDV zur großen Jahrestagung zusammenkommt, scheint die Sonne. So auch am gestrigen Montag in Dresden, wo im Kongresszentrum an der Elbe die Spartentreffen und die VDV-Mitgliederversammlung zusammentraten. Dort erhielten scheidende VDV-Urgesteine die Ehrenringe des Verbandes.

Insgesamt fünf Branchengrößen wurden so geehrt: Hans-Jürgen Credé und Reiner Zieschank, die nach über 20 Jahren die Leitung der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) in jüngere Hände legten, sodann das dienstälteste Präsidiumsmitglied Ulrich Homburg, den die DB seit letzten Sommer für entbehrlich hält, Uli Koch (ex EVB Zeven) sowie Gunter Rebahl (Mainzer Verkehrsgesellschaft). Zuvor aber machte Verbandspräsident Jürgen Fenske vor der Presse schon einmal die Eckpunkte seiner politischen Rede klar, die er heute früh halten will: Die Branche brauche endlich, endlich finanzielle Planungssicherheit, um ihre wichtige volkswirtschaftliche Aufgabe weiter gut zu erfüllen – und ebenso den die politischen Vorgaben und Erwartungen gerecht zu werden. „Wir brauchen schlicht und einfach Taten“, sagte Fenske.

Zugleich stellte er die Forderung an die Politik, endlich einen Masterplan Verkehr zu erstellen. Nur so sei der heutige Marktanteil des öffentlichen Verkehrs von 15 auf 20 % zu steigern. Dann sei es zum Beispiel auch einfacher, die Akzente im Bundesverkehrswegeplan im Branchensinn zu verlagern. Im Lauf des Jahres wolle der Verband einen Vorschlag für die seit 2004 diskutierte Tarifharmonisierung vorlegen. „Das entscheidende Zugangshemmnis ist aber das Thema Infrastruktur“, getonte der VDV-Präsident.

Mit Blick auf die gravierenden Kapazitätsengpässe in den meisten Großstadtverkehren sagte Fenske, der ja im Hauptberuf Chef der Kölner Verkehrsbetriebe ist: „Köln ist überall!“ Der neue DVB-Chef Andreas Hemmersbach führte am Beispiel der wachsenden Stadt Dresden aus, wie wichtig die Fortführung der etablierten Finanzierungsinstrumente für einen funktionierenden Nahverkehr ist. Zugleich sieht er die Zahlungsbereitschaft der Fahrgäste vielfach ausgereizt. „Wir haben den Kunden in den letzten Jahren ganz schön zur Ader gelassen.“ Auch die Sorge um die Akzeptanz beim Bürger ist für ihn ein Grund, die öffentlichen Finanzierungsanteile nicht zurückzufahren.

VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff machte deutlich, dass er verbandsintern weiter dafür wirbt, dass die Branche ihre betrieblichen und Fahrgastinformationen so mit dem Ticketing verknüpft, dass die Anbieter „one face to the customer“ auftreten. Durch eine repräsentative Umfrage zur Wahrnehmung des ÖPNV sieht sich Wolff darin bestätigt. Allerdings müsse auch die objektive Sicherheit im Marketing stärker herausgestrichen werden.

Wolff, der aus der ewigen Rivalin Kölns stammt und auch in Düsseldorf lebt, musste seinen Verbandspräsidenten in einem Punkt allerdings scherzhaft widersprechen: Köln sei zwar wirklich überall. „Aber nicht in Düsseldorf!“ (NaNa Brief / msa)

Politik & Recht
Artikel Redaktion Bus&Bahn
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