Programm für die Verkehrswende

Der Andrang in den U-Bahn-Stationen Hannovers ist bereits derzeit oft groß – weiterer Angebotsverdichtung sollen zusätzliche Stadtbahnwagen dienen; Foto: Achim Uhlenhut

Die Region Hannover und ihr Verkehrsdezernent Ulf-Birger Franz haben der Politik ein Zehn-Punkte-Programm zur Verkehrswende vorgelegt.

Franz erklärte vor dem Verkehrsausschuss: „Wenn wir ernsthaft Klimapolitik betreiben wollen, müssen wir die Alternativen zum Auto stärken. Das geht nur mit einem Mix von Maßnahmen. Der Ausbau des ÖPNV ist ein wesentlicher Baustein.“ Das Programm entstand in Abstimmung mit Üstra Hannoverscher Verkehrsbetriebe AG und Regiobus Hannover GmbH. Die Regionspolitiker nahmen die Planungen zustimmend auf, Beschlüsse stehen noch aus. Die Umsetzung soll, wo möglich, umgehend beginnen. Das ist bei Fahrpreisen und Buslinien einfacher als bei der Stadtbahn. Noch 2020 sollen demnach die Fahrpreise für Ruheständler deutlich gesenkt werden. Eine neue Monatskarte für 30 Euro und ohne Zonenbegrenzung ergibt letztlich eine 360-Euro-Jahreskarte für die gesamte Region. Den halben Preis von netzweit 15 Euro pro Monat bezahlen Jugendliche und demnächst auch Auszubildende. Abokunden sollen eine Partnerkarte zum halben Preis erwerben können.

Ebenfalls noch 2020 möglich wird die zunächst versuchsweise Durchbindung von drei Buslinien, davon zwei aus weiter entfernten Teilen der Region, ins Stadtzentrum. Sie werden dann im Zehn-Minuten-Takt dem Stadtbahnniveau angeglichen, was ebenso zusätzliche Fahrgäste bringen soll wie neue Fahrwege durch bislang nicht bediente Teile Hannovers. Auch der zwischenörtliche Verkehr in der Region wird damit verstärkt. Noch 2020 wollen beide Verkehrsunternehmen mit ausgeliehenen Wasserstoffbussen die Einsatzmöglichkeit dieser Technik untersuchen. Perspektivisch soll der neue Regiobus-Betriebshof Gehrden mit einer CO2-neutralen Wasserstofferzeugung ausgerüstet werden. Ein neuer Betriebshof – Standort noch offen – wird auch für die Stadtbahnen der Üstra benötigt: Die Flotte soll durch vorgezogene Neubestellungen eines Typs TW4000 um ein Drittel gegenüber derzeit verstärkt werden. 2025 soll der erste Wagen kommen, bis 2035 insgesamt 275 Fahrzeuge. Das ermöglicht, nach entsprechendem Ausbau, Dreiwagenzüge auf noch mehr Strecken. Nach der in Bau befindlichen Stadtbahnstrecke nach Hemmingen werden Verlängerungen vorhandener Trassen in Garbsen und Langenhagen untersucht, auch die hannoversche Südstadt soll – ebenfalls oberirdisch – neu erschlossen werden. Hiergegen regt sich bereits Protest.

Die Verkehrsdrehscheibe Hauptbahnhof Hannover soll nach der Modernisierung der viergleisigen U-Station im Eisenbahnbereich um zwei zusätzliche Gleise erweitert werden. Dies ist vordringlicher Bedarf im Bundesverkehrswegeplan. In der Region soll es drei neue S-Bahn-Halte geben, auf der RE-Verbindung nach Nienburg/Bremen so schnell wie möglich ein 30-Minuten-Takt eingeführt werden. Um den Umstieg zu erleichtern, werden Park+Ride-Plätze digital erfasst und mit Navigations-Apps verknüpft. Fünf Anlagen werden für mehr Kapazität doppelstöckig ausgebaut, eine weitere erweitert. Um 10.000 soll die Zahl der Fahrradabstellplätze erhöht werden. Dafür sind automatische Fahrradsilos an vier Orten geplant, kleinere B+R-Anlagen mit digitalen Zugangssystemen an weiteren sieben Bahnhöfen. (ht)

Politik & Recht
Artikel Redaktion Bus&Bahn
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