Reaktivierungen in Hessen

In Hessen werden die Weichen zur Reaktivierung weiterer Bahnstrecken gestellt.

Wie Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) mitteilt, wurde der Stadt Hungen, der Gemeinde Wölfersheim, dem Landkreis Gießen und dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) empfohlen, die weitere Planung der Reaktivierung der Horlofftalbahn (Wölfersheim-Hungen) zu veranlassen. Auf dieser Grundlage kann der RMV die Planung fördern. Ferner stellt das Land eine finanzielle Beteiligung an den späteren Baukosten in Aussicht. "Damit sind vier Vorhaben in ein konkretes Stadium eingetreten, bei vier weiteren laufen noch Machbarkeitsstudien", erläutert der Minister. Im Mai hatte Al-Wazir dem Kreis Gießen empfohlen, die Planungen für die Reaktivierung der 11 km langen Lumdatalbahn von Lollar nach Rabenau-Londorf aufzunehmen.

In Hessen sind in den vergangenen Jahrzehnten über 80  Nebenstrecken stillgelegt worden. In einer Bestandsaufnahme haben Land und Verkehrsverbünde diejenigen unter ihnen ermittelt, die für eine Reaktivierung in Frage kommen. Vier Projekte sind nun in der konkreten Planung oder kurz davor: Ein besonders gutes Kosten- Nutzen-Verhältnis verspricht die rund 12 km lange Horlofftalbahn. Eine Wiederinbetriebnahme würde durchgehende Verbindungen von Hungen oder Lich bis nach Frankfurt ermöglichen. Die Kosten werden auf zirka 20  Mio. Euro geschätzt. Knut Ringat, Sprecher der RMV-Geschäftsführung: "Mit der Reaktivierung der Horlofftalbahn können Fahrgäste aus Hungen bis zu 30 Minuten schneller in Frankfurt sein, und auch die Lumdatalbahn verspricht massive Fahrzeitgewinne. Wir werden beide Strecken bei der Neuausschreibung des Teilnetzes Wetterau berücksichtigen und gehen so einen wichtigen Schritt, um den ländlichen Raum noch besser anzubinden."

Für die 1983 stillgelegte Aartalbahn von Wiesbaden ins rheinlandpfälzische Diez eröffne die geplante Wiesbadener City-Bahn eine Chance zur Teilreaktivierung. Die Infrastrukturkosten des Aartalabschnitts werden auf 70  Mio Euro geschätzt. Die seit 2006 nicht mehr befahrene 2,6 km lange Güterstrecke vom Neu-Isenburger Bahnhof in die Innenstadt soll als Teil der geplanten Regionaltangente West (RTW) wieder in Betrieb gehen. Die RTW wird von Bad Homburg über den Frankfurter Flughafen nach Neu-Isenburg und Dreieich führen, ohne über den Frankfurter Hauptbahnhof zu verlaufen.

Bei vier weiteren Vorhaben laufen noch Machbarkeitsstudien: Kassel – Baunatal – Schauenburg – Naumburg (Einbeziehung in die Kasseler Regiotram), Waldkappelbahn Kassel-Wilhelmshöhe nach Kaufungen-Papierfabrik (Einbeziehung ins Kasseler Straßenbahnnetz), Herkulesbahn Kassel (Verlängerung der Straßenbahnstrecke Kassel-Druseltal zum Herkules-Denkmal) sowie Darmstadt-Ost–Groß-Zimmern. (mab/NaNa)

Politik & Recht
Artikel Redaktion Bus&Bahn
Artikel Redaktion Bus&Bahn