Verkehr 4.0 – „Disruptoren“ für liberale EU-Regeln und Abschaffung nationaler Beschränkungen

Im Vorfeld des anstehenden EU-Wettbewerbsrates streichen die 47 Portale ihren Beitrag für Wachstum und Fortschritt heraus. Sie räumen ein, dass sie etablierte Geschäftsmodelle erheblich unter Druck setzen. Im Gegenzug aber böten sie der Gesellschaft mehr Selbstverwirklichung und Ressourcenschonung. Vom niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte und seinen EU-Kollegen erhofft sich die Initiative Rückendeckung für die Kommission, die einen „digitalen Binnenmarkt“ schaffen will.

Die Brüsseler Behörde hat nach eigener Aussage in der Internetwirtschaft „Schlagbäume, die uns den Zugang zu Waren und Dienstleistungen verwehren“, festgestellt. Ihre Beseitigung soll für 415 Mrd. EUR Wachstum und mehrere hunderttausend Arbeitsplätze sorgen. Mit Uber und Airbnb gehören zwei Schwergewichte der jungen Branche zu den Unterzeichnern des offenen Briefes.

Daneben machen Plattformen aus Frankreich, Polen, Großbritannien und Italien mit. Dort gibt es mit UK Share Co. bzw. mit Collaboriamo bereits zwei Dachorganisationen der Sharing Economy.

Viele der 47 Unterzeichner vermitteln Dienstleistungen direkt im Verkehr bzw. in einem Umfeld, wo Verkehr induziert wird, etwa Handel, Tourismus und private Dienstleistungen. So ist neben Uber auch dessen Partner Drover mit von der Partie, der potenziellen Fahrern ohne Pkw einen Mietwagen vermittelt. Aus der Logistik hat Costockage.fr den Aufruf unterzeichnet, das ist eine Vermittlung von Lagerraum. Über Collaboriamo ist auch Toctocbox dabei, wo man Mitfahrgelegenheiten für Pakete und Speditionsgut vermittelt.

Weiter haben mehrere Mitfahrzentralen den Aufruf unterzeichnet, darunter Liftshare, nach eigenen Angaben der Marktführer dieser Branche in England. Über Collaboriamo ist auch Carpooling im Boot. Diese vom Infrastrukturbetreiber Autostrade per l’Italia gestartete Initiative soll ausdrücklich zur Entlastung der staugeplagten A8 Varese – Mailand und A9 Como – Mailand beitragen. Dem gemeinsamen Aufruf haben sich auch die Mitflugbörse Wingly, Carsharer sowie Parkportale angeschlossen. Hingegen fehlt die Unterschrift mehrerer, bereits gut etablierter Portale wie Blablacar (der dem TGV und TET der SNCF erheblich zu schaffen macht), Amazon oder Ebay.

DB-Chef Rüdiger Grube hat Portale wie Uber schon mehrfach als „Disruptoren“ bezeichnet und auf die Gefahr hingewiesen, die von ihnen für das eigene Geschäftsmodell ausgeht. Auch der BDO registriert im Vorfeld seiner Tagung Bus 4.0 am 14. März in Berlin „disruptive Veränderungen“ in enormer Dynamik. Zugleich bekennt der Mittelstand: „Das Internet als Vertriebsweg für Fernbusfahrten hat den schnellen Aufstieg dieser neuen Busse in Deutschland ermöglicht.“

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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