Auch 2021 Milliardenverluste für ÖPNV

Laut Expertenmeinung steigen die Fahrgastzahlen erst dann wieder stärker, wenn ausreichend Bürger gegen das Virus geimpft sind; Foto: Archivfoto: NVR/Smilla Dankert

Nach einer aktuellen Berechnung des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) muss der ÖPNV auch im kommenden Jahr deutliche Einnahmeverluste verkraften.

In einem Szenario für die Entwicklung der Fahrgeldeinnahmen in 2021 prognostizieren der VDV und weitere Branchenvertreter einen Verlust von rund 3,5 Milliarden Euro. Auch die mögliche Verfügbarkeit eines Impfstoffs im Frühjahr führt nach Einschätzung der Experten erst dann wieder zu stärker steigenden Fahrgastzahlen, wenn ausreichend Bürger geimpft wurden. Bis dahin würden die Entwicklungen der Fahrgastzahlen und der Einnahmen weiterhin durch die pandemiebedingten Einschränkungen sowie die Fortsetzung von Kurzarbeit und Homeoffice dominiert. VDV-Präsident Ingo Wortmann: „Was wir aufgrund der vergangenen Wochen und Monate schon befürchtet haben, zeigt sich nun Schwarz auf Weiß. Zwar rechnen wir mit einer schrittweisen Markterholung, trotzdem wird auch das kommende Jahr noch erhebliche coronabedingte Schäden durch fehlende Fahrgäste und Einnahmen bringen. Erst gegen Jahresende 2021 rechnen wir mit einer spürbaren Erholung.“ Gleichzeitig werde die Branche alles versuchen, damit die Verluste minimiert werden. Vieles davon liege allerdings nicht in der eigenen Hand, wie etwa die Verfügbarkeit des Impfstoffs. Bieten könne man ausreichende Bus- und Bahnangebote für einen stabilen ÖPNV-Betrieb und flexiblere Ticketangebote als Reaktion auf die geänderten Mobilitätsanforderungen der Fahrgäste. Darüber hinaus würden die Unternehmen weiterhin zusätzlich in Hygienemaßnahmen investieren.

Auch für die letzten Monate dieses Jahres rechnen die Verkehrsunternehmen wieder mit zunehmenden Verlusten wegen des erneuten Lockdowns, weiterhin umfangreicher Kurzarbeit, dem Ausbleiben von Touristen und abgesagten Veranstaltungen, Messen und Weihnachtsmärkten.

Wortmann erläutert: „Wir waren im September schon wieder bei rund 80 Prozent der Fahrgastzahlen, die wir vor Ausbruch der Pandemie hatten. Seit Juni stieg die Nachfrage sukzessive. Aber durch die insgesamt stark steigenden Infektionszahlen und den damit verbundenen zweiten Lockdown sind die Zahlen seit Mitte Oktober wieder gesunken.“ Zwar deutlich geringer als beim ersten Lockdown, aber man gehe davon aus, dass im November und Dezember nur etwa 50 bis 60 Prozent der sonst üblichen Fahrgäste unterwegs sind.

Der zentrale Baustein für einen auch in Coronazeiten leistungsfähigen ÖPNV ist laut VDV nach wie vor der Rettungsschirm über 5 Mrd Euro von Bund und Ländern. Wortmann: „Wir fahren seit Ausbruch der Pandemie trotz deutlich weniger Fahrgästen und erheblichen Einnahmeverlusten nahezu 100 Prozent unseres Angebots. Das geht nur, weil uns Bund und Länder mit dem ÖPNV-Rettungsschirm unterstützen. Von den bis zu 5 Mrd Euro werden wir in den neun Monaten seit Pandemieausbruch bis Jahresende etwa 3,5 Mrd als Ausgleich benötigen.“ Die übrigen rund 1,5 Mrd würden voraussichtlich bis April nächsten Jahres reichen. Für das restliche Jahr 2021 blieben dann noch etwa 2 Mrd an Verlusten, die auszugleichen seien. Der Verband will deshalb mit Bund und Ländern über eine Fortsetzung des Rettungsschirms sprechen. (mab)

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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