IVT-Verkehrstagung: Branche debattiert Herausforderungen

Dozenten aus unterschiedlichen Fachbereichen referierten auf der IVT-Verkehrstagung zu aktuellen ÖPNV-Themen; Foto: DVV Media Group

Auf Einladung der PKF Industrie- und Verkehrstreuhand kamen am 24. November 2022 rund 60 Vertreter aus ÖPNV und SPNV im Verkehrszentrum des Deutschen Museums in München zusammen, um aktuelle Fragestellungen der Nahverkehrsbranche zu diskutieren.

Der erste Vortragsblock der IVT Verkehrstagung stand unter der Überschrift „Aktuelle Herausforderungen im SPNV“: Matthias Stoffregen, Geschäftsführer von mofair e.V., skizzierte Möglichkeiten, wie Vergabeverfahren und Verkehrsverträge aus Sicht der Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) künftig sinnvoll gestaltet werden sollten. „Wie müssen weg vom Preis als alleiniges Zuschlagskriterium. Es müssen mehr qualitative Konzepte eingefordert und honoriert werden“, so das klare Plädoyer von Stoffregen. Im Anschluss erläuterte Georg Seifert, Abteilungsleiter SPNV beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), mit welchen Herausforderungen der VRR bei der Umsetzung des SPNV-Zielkonzepts NRW 2040 konfrontiert ist. Wie schon sein Vorredner mahnte auch Seifert eine Neugestaltung von Kostenmodellen zu Pönalen, die durch Dritte ausgelöst werden, Baustellenfolgekosten wie Schienenersatzverkehren (SEV) und steigenden Personalkosten an. Sebastian Fuit-Bosch, Senior Manager bei PKF IVT Consulting, schloss den ersten Themenblock mit Erfahrungswerten und praxisnahen Hinweisen zur Umsetzung von Betriebsaufnahmen im SPNV.

Im zweiten Themenblock „Finanzierung und Recht im ÖPNV“ lieferten Berit Seidel und Leo Ernst, beide Berater bei der PKF IVT, ein Update zu aktuellen rechtlichen, steuerlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen, die für Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen relevant sind. Anschließend referierte Yvonne Hüneburg, stellvertretende Geschäftsführerin des Verbands Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen (WBO), von den praktischen Erfahrungen mit Kostenfortschreibungsklauseln am Beispiel des Baden-Württemberg- Index ÖPNV-Straße. „Die Vergabe verläuft nicht auf Augenhöhe – zumindest nicht, wie ich es in Baden-Württemberg im Busbereich erlebe“, kritisierte die Verbandssprecherin. Zum Auftakt des dritten Themenblocks mit dem Fokus „Mobilitätswende“ setzte Johann von Aweyden, Geschäftsführer der Deutschlandtarifverbund GmbH, mit seinem Referat „Erfahrungen mit dem 9-Euro-Ticket sowie über die Zusammenarbeit im Deutschlandtarifverbund“ einen deutlichen Akzent in Sachen Deutschlandticket: „Ein Großteil unserer Gesellschafter will, dass die Deutschlandtarifverbund GmbH zur Plattform für eine bundesweite Einnahme-/Ausgabenverteilung wird.“ Wie bereits einige seiner Vorredner prognostizierte auch von Aweyden einen Bedeutungsverlust für die Verkehrsverbünde „lokaler Art“. Wie die Mobilitätswende über ein bundesweites Ticket hinaus vor Ort gelingen kann, schilderte Ascan Egerer von der Stadt Köln in seinem Vortrag „Herausforderungen der Mobilitätswende – wie Köln mobiler wird“. Dass zur Erreichung der gesteckten Ziele ein durchdachtes Change Management und damit ein großflächiges Umdenken nötig ist, verdeutlichte Ralf Willrett von PKF IVT Consulting in seinem Referat „Mobilitätswende & Transformation – Den Wandel mit Kommunikation und Changemanagement gestalten“. Den Abschluss der Tagung bildete der vierte Themenblock „Digitalisierung“, in dem PKF IVT-Berater Christian Amberg von Digitalisierungsprojekten berichtete und die Teilnehmer über Vor- und Nachteile sogenannter Low Code-Anwendungen informierte. Ein für ÖPNV-Verantwortliche nicht minder brennendes Thema behandelte Liselotte Ipsen, ebenfalls für PKF IVT Consulting tätig, mit ihrem Vortrag „IT- und Informationssicherheit – Fragen, die uns begegnen“.

Nicht explizit auf der Vortragsagenda und dennoch ein zentraler Diskussionspunkt waren die anstehenden Veränderungen, die durch das für 2023 angekündigte Deutschlandticket auf Verbünde, Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen zukommen werden. So unterschiedlich die Herausforderungen für die einzelnen Akteure im Detail auch diskutiert wurden, über die Notwendigkeit einer engeren Zusammenarbeit insbesondere bei der Vergabe sowie in wirtschaftlichen und vertrieblichen Fragen herrschte weitgehend Einigkeit. (baf)

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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