Lutz: Schlimmste finanzielle Krise seit Gründung der DB AG

Informierten über die Zahlen des ersten Halbjahrs: DB-Finanzvorstand Levin Holle (l.) und DB-Vorstandsvorsitzender Richard Lutz (r.); Foto: DB AG/Pablo Castagnola

Der Konzern stellt seine Halbjahresbilanz vor: Dramatische Rückgänge durch Corona.

Die Deutsche Bahn AG hat im ersten Halbjahr bisher nie gesehene Rückgänge bei Nachfrage, Umsatz und Ergebnis verzeichnet. Gleichzeitig investiert sie auf Rekordniveau. Die Corona-Pandemie hat den Umsatz des Konzerns im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 um 11,8 Prozent auf 19,4 Mrd Euro einbrechen lassen. Knapp 663 Mio Fahrgäste nutzen noch die Züge der DB, was einem Rückgang von 37 Prozent entspricht. Dabei war die DB dank der Mehrwertsteuersenkung im Januar und Februar noch mit einem kräftigen Plus gestartet.

Der operative Verlust beläuft sich auf 1,8 Mrd Euro. Hinzu kommen außerordentliche Effekte, vor allem eine Sonderabschreibung auf die Tochter Arriva von 1,4 Mrd Euro, die zu einem Ergebnis nach Steuern von –3,7 Mrd Euro führen. DB-Vorstandsvorsitzender Richard Lutz spricht von der „schlimmsten finanziellen Krise“ seit Bestehen der DB, in die das Corona-Virus die Bahn gestürzt habe. Er fügt aber hinzu: „Wir sind systemrelevant.“ Man habe auch in schwierigen Zeiten Mobilität und Logistik verlässlich aufrechterhalten.

Gestiegen sind die Investitionen, die sich auf brutto 5,6 Mrd Euro beliefen (2,8 Mrd Euro netto). Dies seien die höchsten Halbjahreswerte in der DB-Geschichte.

DB Regio verzeichnet einen vergleichsweise moderaten Rückgang um 15,5 Prozent auf 3,777 Mrd Euro (2019: 4,412 Mrd). Das operative Ergebnis wurde allerdings negativ und beträgt –276 Mio Euro. 2019 wurde zu diesem Zeitpunkt noch ein positives Ergebnis von 512 Mio Euro ausgewiesen. Die Fahrgastzahl auf der Schiene brach um 36,4 Prozent auf 621,5 Mio (2019: 977 Mio) ein. Die Verkehrsleistung gab noch stärker nach und sank um 40,6 Prozent von 20,382 Mrd auf 12,115 Mrd Personenkilometer.

Die Abschreibung auf Arriva sei erforderlich geworden, da sie in Ländern mit besonders schwerem Pandemie-Verlauf wie Großbritannien, Italien und Spanien aktiv sei. Dagegen navigiere die Transport-Tochter DB Schenker recht gut durch die Krise und konnte das operative Ergebnis gegenüber 2019 sogar steigern: um 16,8 Prozent auf 278 Mio Euro.

Für das Gesamtjahr erwartet der DB-Konzern einen operativen Verlust von bis zu 3,5 Mrd Euro. Dies wäre der größte Verlust in der Unternehmensgeschichte. Der Umsatz könnte auf bis 38,5 Mrd Euro sinken. Wobei alle Prognosen mit unverändert hohen Unsicherheiten behaftet seien, wie die DB betont. (lk)

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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