Mittelstand gewinnt in Nordhessen

71% der vom NVV 2015 vergebenen 2,9 Mio. Buskilometer werden von Mittelständlern bedient. Ausgeschrieben waren Bus- leistungen in den Kreisen Werra-Meißner, Hersfeld-Rotenburg, Schwalm-Eder und Waldeck-Frankenberg. Altbetreiber Frölich aus Eschwege hat seine beiden Linienbündel verteidigt – auch Sandrock aus Sontra verteidigte sein Linienbündel. Käberich aus Niederaula, der bisher als Subunternehmer für DB Regiobus Hessen (RKH) fuhr, nahm seinem bisherigen Auftraggeber ein Linienbündel ab (siehe auch ÖPNV aktuell 12/2015). Käberich hat damit seine erste eigen Linienkonzession gewonnen. Die kommunale Bad Wildunger Kraftwagenverkehrs- und Wasserversorgungsgesellschaft (BKW) erhält ein weiteres RKH-Bündel. Das kommunale Unternehmen betreibt unter anderem den Stadtbus in Bad Wildungen (ÖPNV aktuell 27+28/2012). Vor der ersten hessischen Ausschreibungswelle betrieb die BKW auch Regionalbuslinien in Hessen, die sie jedoch im Ausschreibungs-verfahren an die RKH verlor. Von den drei RKH-Linienbündel verbleibt nur eines bei der DB, bei der RKH-Schwestergesell-schaft DB Busverkehr Hessen (BVH). Damit bedient der Konzern nur noch 18 % der jährlichen Buskilometer, die BKW hat für sich 11 % gewonnen. Den Erfolg der Mittelständler führt der NVV gegenüber „ÖPNV aktuell“ unter anderem auf ihre jeweils günstige Lage ihres Betriebssitzes im Verhältnis zu den gewonnenen Linienbündeln zurück. „Diese Entwicklung bestärkt uns in der Einschätzung, dass mittelständische Verkehrsunternehmen aus Nordhessen für den Wettbewerb gut aufgestellt sind und sich durchsetzen“, sagte NVV-Geschäftsführer Wolfgang Rausch.

Im Vorfeld der Ausschreibung hat der NVV die Fahrpläne umgestaltet, damit die Linienbündel wirtschaftlicher gefahren werden können. So steigt die durchschnittliche Jahresleistung eines Busses um rund ein Drittel, von 43.000 auf 65.000 km. Die Zahl der eingesetzten Busse sinkt so von 69 auf 46. Die insgesamt gefahrene Verkehrsleistung in bestellten Kilometern bleibt dabei an- nähernd gleich. Um dies zu erreichen, passte der NVV die Schulzeiten an kleineren Schulstandorten an. Durch diese Schulzeit-staffelung können die Fahrzeuge, die vor allem im schulbezogenen Linienverkehr eingesetzt werden, morgens und mittags jeweils mehrere Schulstandorte nacheinander anfahren. Bisher waren mehr Fahrzeuge zeitgleich zu unterschiedlichen Schulen im Einsatz. In einem anderen Fall übernimmt eine regionale Linie durch einen zusätzlichen Halt an einer Grundschule die Leistung von bisher separat gefahrenen lokalen Linienbussen.

Des Weiteren wurde der nach Aussage des NVV der spürbare Rückgang der Schülerzahlen aufgrund des demografischen Wandels berücksichtigt. So stellte sich heraus, dass die 2007 ausgeschriebenen Platzkapazitäten ab dem Fahrplanjahr 2016 nicht mehr in diesem Umfang erforderlich sein werden. In manchen Fällen werden deshalb zwei Standardbusse durch einen Gelenkbus ersetzt.

Um die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen werden außerdem – in kleinerem Rahmen – Streckenabschnitte im Busverkehr, die parallel zu Bahnlinien verlaufen, nur noch mit wenigen Fahrten bedient – insbesondere zu Schulzeiten.

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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