Schienenbranche wird zum Job-Motor

Die Schienenbranche entwickelt sich immer mehr zu einem Beschäftigungsmotor für die deutsche Wirtschaft. Die Bahnunternehmen erhöhten im vergangenen Jahr nach einer Erhebung der Allianz pro Schiene die Zahl der Arbeitsplätze um fast sieben Prozent auf 261.876.

Innerhalb von vier Jahren ist damit die Beschäftigtenzahl in der Branche um knapp neun Prozent gestiegen. Der Stellenaufbau setze sich trotz der derzeitigen Konjunktureintrübung fort und habe sich 2019 noch einmal beschleunigt, erläutert Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene. „Der hohe Arbeitskräftebedarf der Bahnbranche erleichtert die Aufgabe, den Strukturwandel im Verkehrssektor hin zu klimafreundlicher Mobilität sozial verträglich zu gestalten.“ Torsten Westphal, Vorsitzender der Allianz pro Schiene sowie Vorsitzender der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), betont: „Wir brauchen attraktive Arbeitsplätze in der Schienenbranche. Nur so können wir die Herausforderungen der Zukunft bewältigen und beim Klimaschutz vorankommen.“

Auf den hohen Bedarf an Ingenieuren weist Thomas Mainka, Präsident des Verbands Deutscher Eisenbahn-Ingenieure (VDEI), hin: „Durch Digitalisierung, Automatisierung und andere technische Entwicklungen wird das Bahnsystem immer ­komplexer. Schon allein deswegen braucht die Schienenbranche in Zukunft noch mehr Ingenieure als bisher.“ Es müsse alles dafür getan werden, Studenten und Quereinsteiger für die interessanten Tätigkeiten im Schienensektor zu begeistern.

Die Allianz pro Schiene schätzt die Zahl der direkten und indirekten Arbeitsplätze im Bahnsektor auf insgesamt 640.000 – mit stark steigender Tendenz. „Die derzeitigen Statistiken untertreiben zwar noch die Bedeutung der Eisenbahn für den deutschen Arbeitsmarkt“, meint Dirk Flege. „Unsere Berechnungen zeigen den Trend aber eindeutig an: Die Beschäftigung in der Schienenbranche nimmt deutlich zu.“ Einen umfassenden Überblick über die Beschäftigung in der Branche soll eine Studie liefern, die das Bundesverkehrsministerium für das Zukunftsbündnis Schiene in Auftrag geben will.

Größter Arbeitgeber in der Branche sind mit einem Anteil von 44 Prozent die Transportunternehmen, gefolgt von den Infrastruktur- und Gleisbaufirmen (36 Prozent) sowie dem Fahrzeugbau und den Zulieferern (20 Prozent). Die absolute Zahl der Arbeitsplätze in der Schienenbranche sei tatsächlich noch höher als in der von der Allianz ermittelten Bilanz. Zum einen rechneten die Statistiker Teilzeitstellen in Vollzeitarbeitsplätze um. Zum anderen lägen für Arbeitgeber wie Werksbahnen oder Güterwagenhalter keine verlässlichen Daten über die Größe der Belegschaften vor – daher wurden diese Zahlen nicht berücksichtigt.

Durch die vielen Einstellungen haben die Unternehmen den Markt für Lokführer inzwischen aber auch leergefegt. Auf 100 offene Lokführer-Stellen kommen nur noch 23 arbeitslose Lokführer. Bis Mitte 2018 kamen auf 100 offene Stellen 30 arbeitslose Lokführer. Damit sei der Lokführer-Beruf der mit dem größten Engpass in Deutschland. Im Durchschnitt dauere es 200 Tage, bis eine ausgeschriebene Lokführerstelle besetzt werden könne. (mab)

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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