Schlagabtausch von Huber und Vulpius

Im „Forum Bahn“ der VDV-Jahrestagung hat Benex-Chef Michael Vulpius für klare Verhältnisse zwischen dem bestellten SPNV und dem eigenwirtschaftlichen Fernverkehr geworben.

Insbesondere eine Zusammenfassung von Fern- und Nahverkehrsstrecken unter einer Korridor-Konzession nach englischem Vorbild hat es ihm angetan – Wettbewerb um alle Leistungen inklusive. DB-Vorstand Huber hielt mit Eigenwirtschaftlichkeit dagegen.

Streckenkonzessionen oder Linienbündel bieten aus Sicht von Vulpius einen doppelten Charme: Statt mehr oder minder geheimer Absprachen zur Tarifintegration von Fern- und Nahverkehr gäbe es so künftig transparente Wettbewerbsverfahren – und obendrein eine echte Chance für die NE-Bahnen, in (mehr oder minder bestellte) Fernverkehre einzusteigen, vielleicht im Rahmen eines Deutschlandtaktes? Dass die DB an diesem „englischen Konzessionsmodell“ kein Interesse hat, ist laut Vulpius wenig verwunderlich. Bei ihr stünde dann ämlich ihr Monopolvorteil im Fernverkehr auf dem Spiel. Heute profitiere sie zudem von der Intransparenz der von ihr ausgetüftelten Mischsysteme und forciere daher deren Ausbau im Rahmen ihrer neuen Fernverkehrsstrategie.

Nach Einschätzung des Benex-Chefs ist die Anerkennung von Nahverkehrstickets in IC- und ICE-Zügen nur auf den ersten Blick ein gutes Geschäft für die Besteller. Weil nämlich Fahrgast- und damit Erlösrückgänge im parallelen SPNV zu erwarten stünden. Als „süßes Gift“ titulierte der Vertreter der Wettbewerbsbahn daher entsprechende Angebote der DB an die SPNV-Besteller und beschwor eindringlich die Gefahr von Abbestellungen. So weit wollte VBB-Chefin Susanne Henckel (VBB) nicht gehen, doch forderte auch sie von der DB Verlässlichkeit bei ihren Angeboten zur Tarifintegration von Fern- und Nahverkehr. Die EU-Verordnung 1370/07 bietet aus ihrer Sicht Möglichkeiten, den von der DB geforderten Tarifausgleich transparent und beihilferechtskonform zu berechnen. Gleichwohl fand Henckel den von Vulpius angeregten Blick nach England „spannend“.

DB-Personenverkehrsvorstand Bertold Huber nahm naturgemäß eine Gegenposition zu Vulpius ein. Für ihn ist eindeutig, dass die DB ihr Fernverkehrskonzept eigenwirtschaftlich fahren wird. Man werde weder in bestehende Nahverkehrsangebote weder „einfach hineinfahren“ noch diese kannibalisieren. Die DB werde niemanden zwingen, eine Tarifintegration anzunehmen.

Huber verlangte aber, dass man diese DB-Angebote nicht nur finanziell, sondern auch unter dem Aspekt des Fahrgastnutzens bewerten müsse. Wo die Besteller dank der Tarifintegration teure Nahverkehrszüge einsparten, stünden Benex & Co. nicht zwangsläufig Umsatzverluste ins Haus. Vielmehr, so meinte Huber, könnten die gesparten Mittel ins Angebot reinvestiert werden, beispielsweise in neue SPNV-Angebote – und so das Gesamtverkehrssystem ÖV insgesamt leistungsfähiger und attraktiver machen. Notwendigkeit für einen  neuen Ordnungsrahmen sieht er, anders als Vulpius jedenfalls nicht.

Netinera-Chef Jost Knebel machte deutlich, dass der zunehmende Wettbewerb zwischen DB Fernverkehr und Fernbus dazu führt, dass die NE-Bahnen immer häufiger billige DB-Aktionstickets anerkennen müssen. Aus diesem Grund kämen bei diversen Anbietern immer neue Tarifangebote an den Schalter und in den Automaten. Händeringend lote die Branche derzeit alle Möglichkeiten aus, die wegbrechenden Erlöse vom Fahrgast zu kompensieren. Dass dadurch ein Tarifwirrwarr entsteht und selbst innerhalb eines Verbundes wie dem VBB nicht mehr alle Fahrscheine einen problemlosen Umstieg erlauben, stößt bei Verbundchefin Henckel natürlich auf Kritik. Andererseits freut sie sich über alle Angebote, die die Menschen „raus aus den Autos“ holen. (NaNa Brief /msa)

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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