Tram-Train-Auftrag an Stadler

Von der theoretischen Standardbahn wurden Varianten abgeleitet, die die betreiberspezifischen Anforderungen erfüllen; Foto: Stadler

Nach einer europaweiten Ausschreibung ging am 14. Januar 2022 bei dem Projekt VDVTram-Train der Zuschlag für den Bau von bis zu 504 Tram-Trains (Festbestellung
246) an Stadler.

In den kommenden zwölf Jahren wird der Hersteller für die sieben Partner der deutsch-österreichischen Kooperation Tram-Trains produzieren. Die Ausschreibung umfasst neben der Fahrzeugentwicklung, -produktion, -inbetriebsetzung und -zulassung auch einen auf bis zu 32 Jahre (Festbestellung 16 Jahre) angelegten anschließenden Instandhaltungsvertrag mit dem Hersteller. Dieser beauftragt wiederum die Werkstätten der Kooperationspartner als Subunternehmer mit der Instandhaltung. Dadurch entsteht ein Gesamtprojektvolumen von bis zu rund 4 Mrd Euro.

Der Kooperation gehören an die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK), Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG), Saarbahn Netz, Schiene Oberösterreich (Schiene OÖ GmbH), das Land Salzburg und die Regional-Stadtbahn Neckar-Alb. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann: „Für die Finanzierung der Fahrzeuge für die AVG und die Regional- Stadtbahn Neckar-Alb setzt Baden- Württemberg seine landeseigene Fahrzeuganstalt SFBW ein. Diese werde die Fahrzeuge an die AVG und den künftigen Betreiber der Regional- Stadtbahn Neckar-Alb verpachten. Die SFBW sei somit ebenfalls Kooperationspartner. Die Gesamtprojektleitung liegt bei den VBK. „Ein Beschaffungskonzept wie wir es hier umgesetzt haben, ist bislang weltweit einzigartig. Wir profitieren alle nicht nur wirtschaftlich, sondern teilen auch unser Know-How“, erklärt Alexander Pischon, Vorsitzender der Geschäftsführung von VBK und AVG. Das Beschaffungskonzept war entwickelt worden, um durch die gemeinsame Großbestellung den Preis der Tram-Trains im Vergleich zu technisch einfacher zu realisierenden und damit günstigeren reinen Eisenbahnfahrzeugen wettbewerbstauglich zu halten. „Dieses Ziel haben wir erreicht: Ein großartiger Schritt für die Zukunft des Nahverkehrs. Im Durchschnitt können wir durch die gemeinsame Bestellung 20 Prozent der Kosten pro Fahrzeug einsparen“, betont Pischon.

Zum Fahrzeug erklärt Gesamtprojektleiter Thorsten Erlenkötter von den VBK: „Es gibt eine theoretische Standardbahn und davon abgeleitet sieben Varianten, sodass betreiberspezifische Anforderungen wie zum Beispiel Einstiegshöhe, Lackierung und Anforderungen an den Einsatzort erfüllt werden.“ Die ersten vier Fahrzeuge werden als Vorserienfahrzeuge 2024 an die Saarbahn geliefert. Dort werden sie von der Kooperation getestet. Insgesamt erhält die Saarbahn dann ab 2025 weitere 24 Tram- Trains (Option auf weitere 21). Ab 2025 liefert Stadler an die AVG ihre fest bestellten 75 Tram-Trains (Option auf weitere 73). Ab 2026 werden die insgesamt 73 (Option auf weitere 52) Fahrzeuge der VBK ausgeliefert. Ebenfalls 2026 erhält die Schiene Oberösterreich die ersten von insgesamt 20 Tram-Trains. Die Option auf weitere 50 Tram-Trains gilt dem derzeit in Planung befindlichen Stadtregionalbahnsystem Linz, wo erste Tram-Trains ab Ende der 2020er-Jahre zum Einsatz kommen sollen. Insgesamt 20 (Option auf weitere fünf) Bahnen gehen ab 2026 nach Salzburg. 2027 gehen die ersten der insgesamt 30 Fahrzeuge (bis zu 57 weitere als Option) in die Region Neckar-Alb.

Produziert werden die Tram- Trains im spanischen Valencia. An diesem Standort hat sich Stadler auf die Fertigung dieser Fahrzeuge spezialisiert. Allen von der Kooperation bestellten Tram-Trains gemein ist die Ausstattung mit einer Klimaanlage für Fahrgast- und Fahrerraum sowie die flexibel gestaltbaren Mehrzweckbereiche. (mab)

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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