VDV-Papier zu Vertriebsöffnung

Aus Verbandssicht ist etwa die Frage zu klären, wer künftig Zugang zu den Nahverkehrskunden hat; Foto: DB AG/Martin Förster

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) spricht sich dagegen aus, dass die EU-Kommission Verkehrsunternehmen die Öffnung des Vertriebs ihrer Tickets vorschreibt.

Dies geht aus einem Positionspapier des Verbands hervor. Die EU-Kommission hat für 2023 eine Gesetzesinitiative zur Förderung multimodaler, digitaler Mobilitätsdienste (MDMS) angekündigt; das sind Routenplaner, Apps und Vertriebsplattformen, die Verkehrsträger und deren Produkte an den Kunden vermitteln. Die EU-Kommission verspricht sich durch MDMS für Kunden einen einfacheren Zugang zum ÖPNV.

Der VDV hält es offenbar für möglich, dass die Kommission dort eine „Öffnung des Vertriebs vorgeben“ könnte; diese könnte Verkehrsunternehmen verpflichten, Dritten zu ermöglichen, ihre Tickets zu verkaufen. Dadurch könnten sie ihren Kundenzugang verlieren. Dies wäre laut Verband nicht wünschenswert. Verkehrsunternehmen seien durch die Aufgabenträger verpflichtet, weiterhin selbst einen Vertrieb auf allen Kanälen vorzuhalten. Zusätzliche gewinnorientierte Vertriebsdienstleister verteuerten das Gesamtsystem.

Der VDV plädiert deshalb für eine „schmale“ Regulierung, falls die EU tätig wird. So solle diese etwa nur Einzeltickets im Vor- und Nachlauf grenzüberschreitender Fahrten umfassen, für die die EU nach dem Subsidiaritätsprinzip ihre Interessen geltend machen könne. Keinesfalls sollte eine Öffnung Zeitkarten umfassen. Die unternehmerische Freiheit zu entscheiden, mit welchen Anbietern kooperiert wird, müsse beim Verkehrsunternehmen verbleiben. Ein EU-Vorschlag dürfe höchstens Lizenzmusterverträge beinhalten, deren Nutzung – außer für die beschriebenen Vor- und Nachläufe – nicht verpflichtend sei. Falls MDMS Tickets verkaufen, sollten die Provisionen aus VDV-Sicht geringgehalten werden. Verkehrsunternehmen sollten Gebühren für ihre Daten verlangen dürfen. Auf Kunden- und Nutzungsdaten der MDMS, die sie unter anderem zur Angebotsplanung brauchen, müssten Verkehrsunternehmen und Aufgabenträger jederzeit Zugriff haben. (jgf)

Unternehmen & Märkte
Artikel Redaktion Bus&Bahn
Artikel Redaktion Bus&Bahn