Verkehrswende „in weiter Ferne”

Große Städte sind stark von Mobilitätsveränderungen betroffen. Bei der Pkw-Nutzung im Stadtverkehr wird ungeachtet dessen kein Rückgang erwartet. Das sind zwei Ergebnisse der Studie OpinionTRAIN 2021, die die Auswirkungen der Pandemie auf die Mobilität in Städten untersucht hat.

Mitte November wurden die Ergebnisse der dritten Befragung (August/September 2021) in Deutschland, Österreich, Schweiz sowie Schweden vorgestellt. Die Annahme, dass mit Ende der Pandemie die ÖPNV-Mobilität vollständig wiederhergestellt werden könnte, erscheint demnach eher optimistisch. „Das ohnehin ehrgeizige Ziel der Verkehrswende fiel durch die Corona-Krise aus dem Blickwinkel und erscheint derzeit in weiter Ferne. Der ÖPNV ist geschwächt, die Potenziale für den Fahrradverkehr bleiben unzureichend genutzt und die Sharing-Mobilität spielt eine untergeordnete Rolle. Alleine der Pkw strahlt als Verkehrsmittel Dominanz aus – keine zufriedenstellende Perspektive“, resümiert Prof. Dr. Andreas Krämer, CEO der exeo Strategic Consulting AG und Co-Autor der Studie OpinionTRAIN.

Die Studie belege, dass der ÖPNV mit anhaltender Pandemie weiterhin zweifach verliere: Erstens gibt es weniger Mobilität in Städten. Während 2018 noch 42 Prozent der Befragten angaben, jeden Tag im Stadtgebiet unterwegs zu sein, ist der korrespondierende Wert im November/Dezember 2020 auf 22 Prozent zurückgegangen und bleibt auch in der Messung im August/September 2021 auf diesem Niveau. Zweitens ist eine Verlagerung zwischen den Verkehrsmitteln erfolgt, und zwar zu Lasten des ÖPNV. 40 Prozent der mobilen Menschen in der Stadt nutzen den ÖPNV überhaupt nicht und die hohe Homeoffice-Quote sorge dafür, dass die frühere Nachfrage nicht wieder erreicht wird.

Weiterhin dominierend ist der Pkw als Verkehrsmittel. In der Erhebung im August/September 2021 gaben circa 66 Prozent der Befragten an, seit März 2020 den eigenen Pkw im Stadtverkehr zu nutzen, rund zwölf Prozent sind als Pkw-Mitfahrer unterwegs. Auf die Frage „Wie werden Sie die folgenden Verkehrsmittel innerhalb der Stadt nutzen, wenn die Corona-Krise beendet ist (…)?“ ergibt sich aus den Antworten im August/September 2021 für den Pkw ein leichtes Plus (elf Prozent seltener, zwölf Prozent häufiger, 61 Prozent gleich oft, 16 Prozent nutzen den Pkw bisher und künftig nicht).

Für die Nutzung des ÖPNV im Stadtverkehr ergibt sich im Saldo ein Minus (19 Prozent seltener, sieben Prozent häufiger, 30 Prozent gleich oft, 44 Prozent nutzen Bus und Bahn bisher und künftig nicht). In der aktuellen Befragung geben 28 Prozent der Teilnehmer an, das eigene Fahrrad zu nutzen, wenn sie innerhalb der Stadt unterwegs sind (2018: 19 Prozent). Auf einer Skala von 0 (gar nicht) bis 100 (sehr gut) sehen die Befragten die Rad-Infrastruktur mit 54 Punkten deutlich schlechter als Menschen in Schweden und der Schweiz (jeweils 63 Punkte). Die Bewertung der Fahrradeignung des Wohnorts ist wiederum deutlich positiv mit der Fahrrad-Nutzung korreliert.

Grundlage der Untersuchung ist eine Online-Befragung von 2500 Menschen (18 bis 80 Jahre) in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Schweden im August/September 2021. (FM)

Unternehmen & Märkte
Artikel Redaktion Bus&Bahn
Artikel Redaktion Bus&Bahn