VRS: Gutachten zeigt alternative Finanzierungsmodelle

Zur Ergänzung der Finanzierungssäulen Ticketerlöse und Mittel der öffentlichen Hand wurden sechs mögliche Instrumente identifiziert; Foto: VRS GmbH/Smilla Dankert

Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) hat die mobilité Unternehmensberatung mit der Erstellung eines Gutachtens beauftragt, um zu klären, wie groß der Finanzbedarf für den Betrieb eines erweiterten ÖPNV-Angebots im Verbundgebiet ist.

Für das Gutachten wurde von verschiedenen Szenarien ausgegangen, für die jeweils der entsprechende Finanzierungsbedarf ermittelt wurde. Das zentrale Szenario bildet einen Ausbau um etwa 60 Prozent analog der Ziele der Politik ab. Dabei sollte ein realisierbarer Ausbau unterstellt werden, dafür wurde ein Benchmark der Angebotsqualität (Taktdichte) in Relation zu den zehn Prozent der besten Städte und Kreise Deutschlands aufgesetzt. Ebenso wurden Kennzahlen aus Nachfrage, Angebots- und Finanzdaten im VRS verwendet. Zudem war die Beratung beauftragt, Möglichkeiten für alternative Finanzierungsmodelle aufzuzeigen, inklusive einer ersten Prognose zu möglichen Einnahmen.

Aus einer Vielzahl von Ansätzen zur Nutznießerfinanzierung (3. Säule) wurde dann eine „Shortlist“ von sechs Instrumenten, die die beiden bestehenden Finanzierungssäulen – Ticketerlöse und Mittel der öffentlichen Hand – ergänzen könnten, identifiziert: Bei einer Maut wären verschiedene Varianten denkbar, etwa eine City-Maut oder eine Vignette. Durch eine Maut ließen sich nach erster Schätzung circa 40 Mio Euro pro Jahr einnehmen. Die Erhöhung von Parkgebühren und Einnahmen durch Anwohnerparken würden schätzungsweise mindestens 20 Mio Euro im Jahr einbringen. Eine pauschale Abgabe von durchschnittlich 10 Euro pro Monat, erhoben von zahlungspflichtigen Einwohnern des VRS-Gebiets, hätte ein jährliches Finanzierungspotenzial (Erlös minus entstehende Kosten, um die Maßnahme umsetzen zu können) von 200 Mio Euro. Würden alle zahlungspflichtigen Einwohner 30 Euro monatlich für ein Bürgerticket zahlen, kämen jährlich 80 Mio Euro zusammen. Falls alle Kfz-Halter jährlich 60 Euro bezahlten, läge das Finanzierungspotenzial einer Kfz- Angabe bei 115 Mio Euro jährlich. Durch eine Anhebung des Hebesatzes der Grundsteuer B um zehn Prozent kämen 45 Mio Euro jährlich zusammen.

Das Gesamtfinanzierungspotenzial der aufgezeigten Ideen läge bei 500 Mio Euro im Jahr. Um für alle Städte und Gemeinden im VRSGebiet das Koalitionsziel von 60 Prozent mehr ÖPNV-Angebot zu realisieren, müssten für das VRSGebiet jährlich mindestens 870 Mio Euro aufgewendet werden. Dies unter der Prämisse, dass bei der nötigen Angebotssteigerung auch die Nachfrage signifikant steigt. Das würde einen Mehrbedarf an Finanzmitteln von mindestens 300 Mio Euro jährlich gegenüber dem Status quo ausmachen. Durch die derzeit hohen Kostensteigerungen (Personal, Energie et cetera) sowie die vorgeschriebenen Investitionen in alternative Antriebe steige dieser Mehrbedarf in den nächsten Jahren voraussichtlich auf bis zu 500 Mio jährlich. (mab)

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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