Digitalisierung erfordert mehr Kooperation

Wachsender Mobilitätsbedarf auf der einen Seite, Staus und drohende Fahrverbote auf der anderen, dazu die wachsenden Anforderungen des Klimaschutzes und der Kunden. Die Wechselwirkungen wurden auf dem Public-Transport-Forum der Innotrans beleuchtet, mit einem Schwerpunkt beim Thema Vertrieb. Die DB-Wettbewerber beanspruchen ihr Stück vom Kuchen. Unter dem Druck der Plattformökonomie treiben der kommunale Nahverkehr zusammen mit der DB das Projekt "Mobility inside" voran. Doch ein E-Ticket befördert noch keinen einzigen Fahrgast, sagt VIP-Chef Glaser und fordert daneben auch Investitionen in die Infrastruktur.

Auf dem 11. Public-Transport-Forum warnte Zukunftsforscher Karlheinz Steinmüller die Branche davor, übertriebene Hoffnungen in die Digitalisierung zu setzen. Sie habe zwar das Zeug, alten Wein in neue Schläuche zu packen, also Prozesse zu optimieren, knappe Kapazitäten besser auszulasten und/oder Kosten zu senken. Aber, so setzte Steinmüller, der selbsternannte "skeptische Prophet" hinzu, die Digitalisierungsgärung erzeuge auch frischen Wein, sprich zusätzlichen Verkehr. So sei es etwa denkbar, dass eigenwirtschaftliche operierende Verkehrskonzerne ihre autonom fahrenden Kleinbusse beständig kreisen lassen, stets auf der Suche nach Kundschaft. Für Steinmüller gehört es daher dazu, dass auch die Infrastruktur übergreifend mitgedacht wird, auch die Datenstruktur. Die Plattformen bedrohten nicht nur klassische Verkehrsunternehmen, sondern hätten auch großen Einfluss auf die Gestaltung der "Mobility Data Sphere". Er plädierte dafür, die Verkehrsunternehmen vor dem Verlust ihrer Datensouveränität zu bewahren.

"Der Plattformökonomie nicht alles überlassen", das ist auch das Handlungsmotiv von Knut Ringat. Der Geschäftsführer des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) moderierte auch in diesem Jahr das Public-Transport-Forum. Helge Haugk vom mitveranstaltenden Beratungsbüro ETC wies darauf hin, dass mit zunehmender Digitalisierung und Information auch die Kundenansprüche zunehmen. Nach Haugks Überzeugung betrachtet der Fahrgast seine Fahrt systemhaft, bemerke daher sehr schnell, wenn eine Anzeige auf seinem Bahnsteig nicht stimmt. Aber vielfach wüssten das Verkehrsunternehmen beziehungsweise seine Mitarbeiter von der falschen Anzeige (noch) nichts. Der Berater appellierte daher an die Branche, sich stärker als bislang zur Digitalisierung zu bekennen, und zwar über alle Wertschöpfungsstufen und auch unternehmensübergreifend. "Wir müssen skalieren, wenn wir schnell sein wollen." (msa/NaNa Brief)

Den gesamten Beitrag lesen Abonneten im NaNa Brief 42/18 vom 16.10.2018.

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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