Machtkämpfe im Hannoveraner ÖPNV

Die Vorwürfe gegen Regiobus-Geschäftsführer Martensen sind „komplett entkräftet“, betont der Aufsichtsrat. Doch der Manager hat schon entnervt das Handtuch geworfen und wird zum Jahresende ausscheiden. Gleichzeitig wird über die Zukunft der Üstra-Vorstände spekuliert – und über eine Fusion

der beiden Kommunalunternehmen.

Nach wochenlangen Vorwürfen wegen angeblich unsauberer Auftragsvergabe hat Georg Martensen beim Regiobus Hannover das Handtuch geworfen. Zum Jahresende wird er ausscheiden, um „Schaden von Regiobus und von seiner eigenen Person“ abzuwenden. Regionspräsident Hauke Jagau (SPD) hat den Schritt am 13. November bedauert und dabei Martensens Leistungen ausdrücklich gewürdigt. Der scheidende Geschäftsführer – bis 2010 war er Regionsdezernent für Verkehr, Wirtschaft und Öffentliche Sicherheit – habe das Kommunalunternehmen „in den vergangenen acht Jahren zuverlässig weiter entwickelt, trotz schwerer werdender Bedingungen“, lobte Jagau.


Der Regionalpräsident betonte, für den Aufgabenträger bleibe Regiobus „ebenso wie die
Üstra“ ÖPNV-Partner. Nun wolle man an einem ÖDA für die Jahre bis 2030 arbeiten. Nach Martensens Rücktritt bleibe es die wichtigste Aufgabe, Zitat: „gemeinsam mit den Beschäftigten das Regionalbuskonzept zu erarbeiten und das Unternehmen zukunftsfähig zu entwickeln“.

Mit anderen Worten: So wie Regiobus heute aufgestellt ist, ist die für 2019 angepeilte Direktvergabe
alles andere als ein Selbstläufer. Angriffspunkte gibt es in den Bereichen Betrieb, Angebot und
Personal, aber auch bei der Wirtschaftlichkeit. Wie anders sollten Jagaus Hinweise auf anstehende
Gespräche mit den Arbeitnehmern, auf ein neues Konzept und mangelnde Zukunftsfähigkeit zu
interpretieren? Nach Martensens Rücktritt hat das Regionalparlament einer sechsprozentigen Angebotskürzung um 1,4 Mio. Nkm/a zugestimmt.

Am 20. November hat sich der Regiobus-Aufsichtsrat unter dem Vorsitz von Ulrike Thiele (SPD) mit
den Vorwürfen gegenüber Martensen beschäftigt und ihn vollumfänglich rehabilitiert. Gestützt auf die Expertise einer spezialisierten, aber ungenannten Fachanwaltskanzlei seien alle Vorwürfe einzeln und komplett entkräftet worden.

„An den Vorwürfen gegen Geschäftsführer Georg Martensen ist nichts dran“, erklärte Thiele im
Anschluss an die Sitzung. „Die Ordnungsmäßigkeit seiner Geschäftsführung steht außer Frage.“ Die Politikerin übte scharfe Kritik an der Berichterstattung der örtlichen „Neuen Presse“: „Hier wurde offensichtlich bewusst in Kauf genommen, das Unternehmen Regiobus und seinen Geschäftsführer Georg Martensen in Misskredit zu bringen.“

Die Zeitung hatte allerdings nicht nur über vermeintliche Verstöße gegen EU-Vergaberecht berichtet,
sondern auch über Mobbingvorwürfe und eine Vielzahl von Arbeitsgerichtsprozessen. (msa/NaNa Brief)

 

Den gesamten Beitrag lesen Abonnenten im NaNa Brief 47+48/17 vom 21.11.2017.

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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