DB-Chef Lutz will Datenschutz zum Teil der DB-DNA machen

Am 7. Februar 2018 hat die Deutsche Bahn in Potsdam ihren Datenschutz-Preis verliehen. Die Konzernspitze setzt auf die Balance zwischen Innovation und Persönlichkeitsrechten.

Im Jahr 2009 trug der DB-Datenskandal zu einer tiefen Vertrauenskrise bei und führte zur Ablösung des damaligen Vorstandsvorsitzenden Hartmut Mehdorn. Der daraufhin gegründete 12-köpfige DB-Datenschutzbeirat hat nun zum dritten Mal seinen DB-Datenschutz-Preis verliehen.

Prämiert werden Vorschläge von Teams, die sich gerade nicht in erster Linie mit Datenschutz beschäftigen. EVG-Vize Karl-Heinz Hommel ist der Vorsitzende des Gremiums. Im Potsdamer Kaiserbahnhof betonte er, die Anzahl und Qualität der Einreichungen habe zugenommen. Der Preis setze zugleich ein Zeichen für die Entschlossenheit der DB in Sachen Thema Datenschutz.

Konzernchef Richard Lutz hob in seiner Ansprache hervor, Datenschutz bedeute, Menschen zu schützen. Aber er verwies auch auf die wirtschaftliche Dimension des Themas. Das Vertrauen von Mitarbeitern wie Kunden in die Sicherheit ihrer Daten und ihrer Persönlichkeitsrechte sei im Geschäftsverkehr eine Währung, die immer wichtiger werde. Datenschutz, so Lutz weiter, müsse für die DB in Zeiten der Digitalisierung mehr als eine Richtlinie darstellen, er müsse „Teil der DNA“ des Unternehmens werden.

Ähnlich argumentierte der neue Personalchefvorstand Martin Seiler. Es gebe immer mehr Datenspuren, gewollte wie ungewollte. Die wechselseitige Beeinflussung von Mensch und Maschine fordere klarere Regeln und Grenzen. Seiler, der vom IT-Giganten Deutsche Telekom kommt, sieht die DB in der Pflicht, neue Lösungen heute zu gestalten. Der Konzern müsse die goldene Mitte zwischen Persönlichkeitsrechten und Innovationskraft finden. Digitale Lösungen können für DB-Kunden und DB-Mitarbeiter bequem sein.

Aber wird es in der Ära von Mobilität 4.0 noch möglich sein, unerkannt mit der Bahn (oder mit dem Auto oder anderen Verkehrsmitteln) von A nach B zu reisen? Regisseur und Drehbuchautor Niki Stein verlangte, dass zumindest der Barverkauf von Fahrausweisen erhalten wird. Diesbezüglich tüftelt DB Systel bereits an einer Lösung, die Anonymität auch unter den Vorzeichen von 4.0 garantiert: der IT-basierten Identitätsprüfung mittels Blockchain.

Steins Tatort-Datenkrimi „HAL“ ist vom Kinoklassiker „2001: Odyssee im Weltraum“ inspiriert. Dass sich die Software in einem Zug oder Bus, ähnlich wie in diesen Filmvorlagen, gegen ihre Bediener bzw. die Fahrzeugführer wendet, ist laut Stein noch nicht Realität, aber durchaus denkbar. Der Regisseur verwies auf das selbstlernende Computerprogramm „Watson“, das Quizchampions aus Fleisch und Blut besiegen kann. Das erfolgt nicht nur mit Faktenwissen, sondern auch durch Abwägungen und Schlussfolgerungen. „Watson“ ist bereits in der Wirtschaft im Einsatz, z.B. in der Risikobewertung von Krankenversicherungen. Als Rechtsanwältin war Ex-Justizministerin Herta Däubler-Gmelin an der Aufarbeitung des DB-Datenskandals beteiligt. In Potsdam forderte sie die Wirtschaft auf, bei der Beschaffung von Software den Datenschutz „mitzudenken“. (dot/msa/NaNa Brief)

Politik & Recht
Artikel Redaktion Bus&Bahn
Artikel Redaktion Bus&Bahn