Keine Wende, aber ein Aufbruch

Aus Sicht der Befragten spricht neben dem Preis die einfache Nutzung für das Ticket; Foto: Jürgen Heinrich

Das Infas-Institut hat im Januar 1005 Menschen zum Deutschlandticket befragt. Die Erhebung zeigt, dass das Ticket in Städten zwar stärker nachgefragt ist, es aber kein eklatantes Stadt-Land-Gefälle gibt.

Der Fahrschein sei in der Fläche keineswegs ein Ladenhüter. Allerdings findet er überall unter allen den regelmäßigen Autofahrerinnen und -fahrern weniger Anklang als bei denjenigen, denen ein Auto nur gelegentlich oder gar nicht zur Verfügung steht. Bei den 73 Prozent mit jederzeitiger Verfügbarkeit umfasst die bisherige Käuferschicht „nur“ zehn Prozent, während dieser bei der anderen Gruppe die 40-Prozent-Marke erreicht.

Darüber hinaus belegt die Befragung eine gewachsene Kundenbindung an den ÖPNV. Zwar kommt mit 52 Prozent gut die Hälfte der Käufer nach eigenen Angaben von einer anderen Zeitkarte zum D-Ticket, doch 46 Prozent berichten, sie hätten zuvor in der Regel Einzeltickets genutzt. Die verbleibenden zwei Prozent waren laut Infas zuvor eher „vollständig ÖPNV-abstinent“. Neben dem dominierenden Preisargument spreche die einfache Nutzung für das Ticket. So nennen 29 Prozent der Besitzer die Einfachheit und 45 Prozent den Preis als Hauptgrund für den Kauf. Sieben Prozent geben als wesentliche Motivation an, die Verkehrswende unterstützen und das Klima schützen zu wollen.

Bei der Frage, ob das Ticket die Verkehrsmittelwahl verändert hat, fällt die Bilanz bislang eher bescheiden aus, heißt es von Infas. Bezogen auf die in den letzten Tagen vor der Befragung unternommenen Fahrten mit D-Ticket in Bus oder Bahn konnte angegeben werden, ob diese Fahrten ohne das Ticket gar nicht, auch mit dem ÖPNV, dem Auto, dem Fahrrad oder zu Fuß unternommen worden wären. Die Antworten zeigen für kürzere Wege mit dem Bus ein anderes Muster als für die zumeist längeren Fahrten mit Straßenbahn, Stadt- beziehungsweise U-Bahn oder Regionalbahn. Gemeinsam ist beiden Varianten der hohe Anteil derer, die ohnehin öffentlich gefahren wären, ob mit oder ohne D-Ticket. Er liegt bei Wegen mit dem Bus bei 74 Prozent und bei Wegen auf der Schiene bei 84 Prozent.

Das Auto stehen gelassen haben 15 Prozent der Busfahrenden, aber nur vier Prozent der Bahnfahrenden. Mit dem ÖPNV statt Fahrrad sind zwei und fünf Prozent unterwegs gewesen. Auch Fußwege wurden verlagert, acht Prozent beim Bus und weniger als ein Prozent bei Bahnnutzung.

Zusammengenommen zeige sich laut Befragung, dass das Ticket bisher kaum einen Entlastungseffekt verzeichnen kann. Es werde auf wenige Autofahrten verzichtet und Alternativen wie das Rad nähmen keine Einbußen hin. Dies soll die bisherige Bilanz des D-Tickets aber nicht trüben, betont Infas. Umfassende Veränderungen in der Verkehrsmittelwahl seien nicht umgehend und nicht allein mit Preis- und Tarifmaßnahmen zu erreichen. Gefragt seien Verbesserungen bei Quantität und Qualität des Angebots. Auch ein höherer Preis könnte den Erfolg des Fahrscheins gefährden.

Die von der Politik ausgesprochene Garantie für das Ticket bis 2025 überzeuge offenbar nicht. Im Januar, und damit überwiegend vor deren Festlegung, hatten 71 Prozent der Befragten der Befürchtung zugestimmt, das Ticket werde wieder vom Markt genommen. (mab)

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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