Berliner Verkehrsverwaltung empfiehlt Umstellung von großen Teilen der BVG-Busflotte auf moderne Obussysteme

Eigentlich wollte Berlin bis 2035 einen lokal emissionsfreien ÖPNV umsetzen. Mit dem neuen Berliner Mobilitätsgesetz hat das Abgeordnetenhaus diese Frist sogar auf das Jahr 2030 vorverlegt. Der neue Nahverkehrsplan konkretisiert diese Vorgaben und setzt dabei stark auf die Streckenladung über Oberleitungen. In den kommenden Jahren muss also massiv in die Infrastruktur entlang der Straßen investiert werden.

Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (SenUVK) hat den Entwurf des Nahverkehrsplanes 2019/23 veröffentlicht. "Der Berliner Busverkehr ist von Fahrzeugen mit großer Fahrgastkapazität und langen Umläufen geprägt", hält das Planungsbüro Center Nahverkehr Berlin (CNB) darin fest.

Die daraus resultierenden Anforderungen seien aber weder durch Depotlader noch durch Endstellenlader mit Schnellladung adäquat zu bewältigen, heißt es weiter: Eine weitere Ladetechnologie müsse also her, nämlich die Streckenladung über Oberleitungen. Diese sollen vor allem über zentralen Streckenabschnitten hängen, wo mehrere Buslinien verlaufen. Die Anfangs- und Endabschnitte der einzelnen Linien sowie die Betriebsfahrten im Depot könnten hingegen mit Batterien überbrückt werden. Für das Prinzip der Schnelllader sprechen aus Sicht des Centers Nahverkehr Berlin eine Reihe von Vorteilen, etwa die bessere Wirtschaftlichkeit und mehr Energieeffizienz, aber auch die bereits erwiesene Praxistauglichkeit. "Zudem werden beim Streckenlader unmittelbar einsatzfähige und erprobte Komponenten verwendet, die auch bei ungewisser Entwicklung der Batterietechnologie einen zukunftsfähigen Busverkehr für Berlin sicherstellen", führt der Nahverkehrsplan aus. Für Doppeldecker sei diese Technik sogar die einzige Möglichkeit der Umstellung auf Elektroantrieb, um nicht eine deutliche Einschränkung der Fahrgastkapazität in Kauf zu nehmen. Für die Standard- und Gelenkbusse hingegen könnten auch die anderen beiden Methoden in Frage kommen, abhängig vom untersuchten Szenario.

Aus Sicht der Gutachter versprechen Schnelllader auch eine weitgehend fahrzeugneutrale Umstellung des Busverkehrs. "Damit entfallen potenzielle Mehrbedarfe für Fahrpersonal oder für Flächen zur Abstellung der Fahrzeuge auf den Betriebshöfen", führt der Nahverkehrsplan dazu aus. Risiken machen die Gutachter dagegen nur geringe aus. Diese lägen vor allem in den Voruntersuchungs- und Planungsphasen für die Ladeinfrastruktur im Rahmen von Planfeststellungsverfahren. "Ein Hauptaugenmerk ist dabei auf die öffentliche Akzeptanz dieses E-Bus-Systems zu legen", lautet die Empfehlung. Noch in diesem Jahr soll es eine Machbarkeitsstudie zur Schnellladung geben, ab 2022 könnten dann die ersten Fahrzeuge dieses Typs im Einsatz sein. Schon vor diesem Termin sollen die BVG jeweils 60 Depot- und 60 Endstellenlader beschaffen, um Erfahrungen mit diversen E-Bus-Systemen zu sammeln. (msa/NaNa Brief)

Infrastruktur
Artikel Redaktion Bus&Bahn
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