Hochleistungsnetz als Ziel

Die Infrastruktur soll umfassend modernisiert werden; Foto: DB AG/Christian Bedeschinski

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, Richard Lutz, spricht sich angesichts stark steigender Verkehrsnachfrage und eines gleichzeitig hochbelasteten und störanfälligen Schienennetzes für einen Paradigmenwechsel in der Infrastruktur aus.

In einer Pressekonferenz bezeichnete er die Sanierung des Schienennetzes als zentrale Aufgabe in den kommenden Jahren. Lutz erwähnte Interview-Äußerungen von Bundesverkehrsminister Volker Wissing, der auf das gemeinsame Ziel eines Hochleistungsnetzes hingewiesen hatte. Hinsichtlich der konzeptionellen Überlegungen stehe man in engem Austausch mit dem Bundesverkehrsministerium, berichtete Lutz. Die Detaillierung des Konzepts und die konkreten Umsetzungsschritte in den nächsten Jahren wolle man im Schulterschluss zwischen Bund, Bahn und der gesamten Branche angehen. Ziel sei eine gemeinwohlorientierte Infrastruktur aus einem Guss. Lutz: „Für mich bedeutet eine gemeinwohlorientierte Infrastruktur vor allem eine Ausrichtung auf die verkehrs- und klimapolitischen Ziele der Bundesregierung. Diese Ziele hat sich die DB im Rahmen ihrer Strategie Starke Schiene und die gesamte Branche im Rahmen des Masterplans Schienenverkehr zu eigen gemacht. Der Schlüssel für eine erfolgreiche Umsetzung dieser Ziele liegt in der Infrastruktur.“

Lutz verwies auf die aktuelle Entwicklung auf den Verkehrsmärkten, wonach Fahrgäste und Güterverkehrskunden schneller zur Schiene zurückkehren als erwartet. Die Nachfrage bestätige die Grundüberzeugung der Bahn, dass die Wachstums- und Verkehrsverlagerungsziele der Bundesregierung realistisch sind. Noch nie waren auf dem deutschen Netz so viele Züge unterwegs wie in diesen Tagen. Das Streckennetz, auf dem diese steigende Nachfrage abgewickelt werde, sei aber nicht mitgewachsen. Gleichzeitig habe sich die Substanz weiter verschlechtert. Bund und Bahn hätten zwar seit einigen Jahren umgesteuert. Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass dieses Modernisierungsprogramm eine nie dagewesene Anzahl an Baustellen mit sich bringe, die zusätzliche Kapazität kosten und massive betriebliche und verkehrliche Auswirkungen nach sich ziehen.Lutz stellt fest: „Gleichzeitig Wachsen und Modernisieren ist an zu vielen Tagen und auf zu vielen Korridoren nicht mehr mit guter Betriebsqualität und Pünktlichkeit möglich.“ Die Bahn versuche alles, die negativen Auswirkungen zu minimieren. Im Interesse aller sei ein Arbeiten an nachhaltigen Lösungen nötig. Eine solche nachhaltige Lösung liege in der Infrastruktur. Sie sei erfolgskritisch nicht nur für Wachstum und Verkehrsverlagerung, sondern auch für Betriebsqualität und Pünktlichkeit.

„80 Prozent der Qualität des Eisenbahnsystems entscheiden sich auf dem Schienennetz. Die aktuellen Zuverlässigkeits- und Qualitätsprobleme des Verkehrsträgers Schiene sind im Kern Kapazitäts- und Überalterungsprobleme in der Infrastruktur.“ Das gelte insbesondere für das Netz von derzeit rund 3500 Strecken-km, wo die durchschnittliche Auslastung bereits bei rund 125 Prozent liege und im Fall von Bauarbeiten schnell auf deutlich mehr als 150 Prozent steigen könne. Das stark belastete Netz müsse zu einem Hochleistungsnetz entwickelt werden. Die Umsetzung beinhaltet laut Lutz im Kern eine Generalsanierung „der hochbelasteten Korridore“. Konkret benannt werden acht Engpässe, darunter Dortmund– Duisburg–Düsseldorf–Köln und der Knoten München. (mab)

Infrastruktur
Artikel Redaktion Bus&Bahn
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