ÖPNV-Bevorrechtigungssysteme der Zukunft

Insgesamt 30 Stadtbahnen und Busse von Üstra und regiobus sind nun im Stadtgebiet Hannover unterwegs, um die im Rahmen des Projekts „LOGIN – Lichtsignalanlagen optimal gesteuert im Nahverkehr“ weiterentwickelte Bevorrechtigungstechnik im ÖPNV zu testen.

Ein Konsortium aus neun Projektpartnern will im Rahmen dieses Forschungsprojekts die Grundlagen für die ÖPNV-Bevorrechtigungssysteme der Zukunft erarbeiten und diese in Hannover ausbauen. Dafür wurden die ersten Ampeln und Fahrzeuge mit der nötigen Hard- und Software ausgestattet und die Testphase gestartet. Im Rahmen des Vorhabens wird erforscht, wie das bestehende, auf Analogfunk basierende Bevorrechtigungsverfahren abgelöst werden kann. Dabei fiel die Entscheidung für den sogenannten C-ITS-Standard (Cooperative Intelligent Transport Systems). Ein C-ITS-basiertes Bevorrechtigungssystem bietet – im Gegensatz zum konventionellen Analogfunk – die Möglichkeit, Daten bidirektional zwischen Fahrzeugen und Verkehrsinfrastruktur auszutauschen. Damit ist es dann zum Beispiel möglich, dass die ÖPNV-Fahrzeuge bei der Annäherung an die Ampel sekündlich ihren Standort übermitteln und nicht nur beim Passieren zuvor definierter Meldepunkte. Treten bei der Anfahrt auf die Ampel Störungen auf, kann auf diese besser reagiert werden. Weiterhin sollen die Fahrzeuge zukünftig auch ihre Fahrzeuglänge an die Ampeln übermitteln. Damit kann die Zeit, die die ÖPNV-Fahrzeuge benötigen, um den Kreuzungsbereich beziehungsweise den Bereich, der durch die Ampel geregelt wird, zu räumen, deutlich genauer berechnet werden. Die verschiedenen Freigabezeiten müssen dadurch nicht unnötig lange gehalten werden.

Die bidirektionale Kommunikation ermöglicht darüber hinaus, dass die Schaltzeiten der Ampel an die Stadtbahnen und Busse kommuniziert werden. Mit diesem Wissen wird für die Fahrzeuge eine „besonders vorausschauende und energieeffiziente Fahrt“ ermöglicht. Im Rahmen des Projekts wurden vier Testfelder mit insgesamt 20 Ampeln mit der entsprechenden Hard- und Software ausgestattet. Im Frühjahr 2024 sollen die Ergebnisse aus dem Pilotbetrieb evaluiert und das Projekt, das vom Bundesverkehrsministerium mit 4 Mio Euro gefördert wird, abgeschlossen werden. Elke Maria van Zadel, Üstra-Vorstandsvorsitzende und regiobus-Geschäftsführerin: „Durch die neue Technik müssen die Fahrzeuge seltener abbremsen. Der ÖPNV wird nicht nur attraktiver, sondern es ermöglicht auch ein emissionsärmeres und energiesparenderes Fahren.“ Ulf-Birger Franz, Verkehrsdezernent der Region Hannover, fügt hinzu: „Das System soll die ÖPNV-Fahrzeuge genauer priorisieren als bisher und so die Leistungsfähigkeit der Knotenpunkte steigern. Das führt zu einem leistungsfähigeren Nahverkehr, der für die Verkehrswende unerlässlich ist.“ Thomas Vielhaber, Hannovers Stadtbaurat, stellt fest: „Inhaltlich bietet uns das Projekt die Chance, die Auswirkungen der ÖPNV-Beschleunigung auf andere Verkehrsarten zu minimieren und für diese Freiräume zu schaffen.“ (mab)

Infrastruktur
Artikel Redaktion Bus&Bahn
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