Wasserstoffzüge werden in Höchst betankt

RMV-Geschäftsführer Knut Ringat (l.) setzt auf emissionsfreien und leisen Zugverkehr im Taunus; Foto: Matthias Pieren

Zeitpläne und Planungen werden derzeit durch das Corona-Virus häufig durcheinandergewirbelt. Vor diesem Hintergrund war der Spatenstich für Hessens erste Wasserstoff-Tankstelle für Passagierzüge im Infraserv-Industriepark in Frankfurt-Höchst mehr als Symbolpolitik.

Zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2022 soll auf den vier Bahnlinien im Taunus eine neue Eisenbahn-Epoche beginnen. „Wir haben vor zwei Wochen mit dem Bau der vom RMV bestellten Wasserstoffzüge vom Typ Coradia-iLint in unserem Werk in Salzgitter begonnen“, teilte Jörg Nikutta, Geschäftsführer Alstom Deutschland, mit. „Die ersten Triebfahrzeuge werden wir im Sommer 2022, die letzten vor dem Fahrplanwechsel 2022/2023 an den RMV ausliefern.“ Kein Konjunktiv, kein Wenn und Aber: die Botschaft, die mit dem symbolischen Spatenstich vermittelt wurde war klar: „Wenn ihr pünktlich liefert, wird der Zugverkehr im Taunus mit den neuen Zügen emissionsfrei und auch leiser sein“, sagte Knut Ringat, Geschäftsführer des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV), und nahm damit seinen Vorredner beim Wort. „Mit dem Spatenstich setzen wir einen Meilenstein für einen klimafreundlichen ÖPNV der Zukunft im Rhein-Main-Gebiet.“

Ursprünglich war geplant, dass die für Wartung, Reparatur und Inspektion benötigte Zugwerkstatt ebenfalls auf dem Gelände vis-à-vis der Tankstelle gebaut wird. Doch das wird nicht mehr nötig sein, weil bestehende Kapazitäten genutzt werden. „Wir haben die DB Regio mit der Wartung der Züge beauftragt“, teilte Nikutta auf Anfrage mit. Die neuen Triebfahrzeuge werden demnach in der bestehenden Bahn-Werkstatt der Deutschen Bahn in Frankfurt-Griesheim gewartet und instandgehalten. Alstom hatte mit dem RMV ein Paket im Gesamtvolumen von rund 500 Mio Euro geschnürt: dieses verpflichtet den Zughersteller, neben dem Bau und Auslieferung von 27 Wasserstoffzügen auch die für den reibungslosen Zugbetrieb benötigte Infrastruktur mit Wasserstoff-Trankstelle und Bahnwerkstatt bereit zu halten.

Trotz aller Feierstimmung wurde beim Festakt auch die Wirtschaftlichkeit der neuen Technologie hinterfragt. Die Kritik, die mit Wasserstoff betankten Züge und zukunftsweisendem Brennstoffzellen-Antrieb seien zu teuer, wollte der RMV aber so nicht stehen lassen. „Die Betriebs- und Anschaffungskosten der neuen Zugflotte wird – hochgerechnet auf eine Nutzungsdauer von 25 Jahren und inklusive der Zuschüsse vom Bund – für uns gleich teuer sein, wie vergleichbare Triebfahrzeugen mit Dieselantrieb“, konterte Ringat die kritische Nachfrage. „Bei der Finanzierung übernimmt der Bund 40 Prozent der Mehrkosten.“ (map)

Infrastruktur
Artikel Redaktion Bus&Bahn
Artikel Redaktion Bus&Bahn