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Prüfstein Neumünster

Am Donnerstag, 4. Juli, sind die beiden führenden Regionalbusbetreiber in Schleswig-Holstein unabhängig voneinander vor die Presse getreten: DB Autokraft um 11 Uhr in einem Hotel am Kieler ZOB, die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) um 14 Uhr im Alten Klöpperhaus am Hamburger Rödingsmarkt.
VHH-Vorstand Thomas Becker und sein frisch eingetretener Kollege Toralf Müller präsentierten ein Rekordergebnis für 2012: Mit 106,7 Mio. EUR Umsatz hat das hamburgische Landesunternehmen erstmals neunstellig abgeschlossen.
Das Defizit schrumpfte auf den „im Bundesvergleich extrem niedrigen Wert“ von 8,1 Mio. EUR, der Kostendeckungsgrad erhöhte sich demzufolge auf 93,7 %.
Aber: Der 11-prozentige Umsatzsprung hängt stark mit dem Einmaleffekt einer Nachzahlung aus dem Einnahme-Aufteilungsvertrag (EAV) im Hamburger Verkehrsverbund (HVV) zusammen. Gleichwohl erwartet der für den kaufmännischen Bereich zuständige Vorstand Müller, dass die VHH auch im Jahr 2013 abermals mehr als 90 % Kostendeckung erreichen werden.
Von insgesamt 32,4 Mio. km Betriebsleistung werden etwa 60 % in Hamburg erbracht, der Rest in Schleswig-Holstein. „Dort wird nur die berühmte schwarze Null verdient“, führte Becker aus. Auch der Gesellschafter achte darauf, dass das Geld des Hamburger Steuerzahlers nicht das Umland querfinanziere.
Zusatzgeschäfte helfen, die das Hamburger Defizit im Zaum zu halten, etwa die „die durchaus profitablen“ Aktivitäten des Reiserings Hamburg (RHH) oder die fallweise Vermarktung freier Bus- und Personalkapazitäten im Rahmen von Schienenersatzverkehren (SEV).
Hamburg, so Becker weiter, verfolge beim VHH-Engagement in Schleswig-Holstein keine direkten wirtschaftlichen Motive, sondern es gehe der Hansestadt um die verkehrliche Wirkung. Ein Sonderfall ist der von den VHH als „Exklave“ bezeichnete Stadtbusbetrieb in Neumünster, gut 50 km vor den Toren der Stadt. Das Engagement hier sei „historisch bedingt“. Ab 1956 wurde zunächst eigenwirtschaftlich gefahren, ab 1981 in Kooperation mit den Stadtwerken Neumünster (SWN). Nach einer Ausschreibung greift seit Anfang 2008 ein Verkehrsvertrag, der Ende 2015 ausläuft.
Die kreisfreie Stadt (77.000 Einwohner) hat aber die Direktvergabe einer Dienstleistungskonzession für das Gesamtnetz an eine hundertprozentige Tochtergesellschaft angekündigt (ÖPNV aktuell 3/13).

Mehr zu dem Thema finden Abonnenten von <link abo einzelabo.html external-link external link in new>ÖPNV aktuell in Ausgabe 53/13.

Artikel Redaktion Bus&Bahn
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