Deutschlandtakt: Bund als Dirigent?

Bahnfahren in Deutschland soll attraktiver werden. Ein Schlüssel dafür ist die Einführung des Deutschlandtakts.

Der parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und Beauftragte der Bundesregierung für den Schienenverkehr, Enak Ferlemann, erklärte bei der Veranstaltung „Deutschland im Takt – Großes Orchester sucht Dirigent*in“ der Bundesarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger des SPNV (BAG-SPNV): „Öfter, schneller und überall“ sollen die Züge in Zukunft fahren. Damit die Einführung gelingt, sei es notwendig, dass der Bund die Verantwortung für Planung und Umsetzung des Deutschlandtakts übernimmt. Für seinen Erfolg sollen aus Sicht des Bundes Systemtrassen in einem Open-Access-Verfahren vergeben werden. Dabei müssten alle Schienenverkehre, egal ob SPFV, SPNV oder SGV, gleichbehandelt werden. Der rechtliche Rahmen für die Einführung werde noch in dieser Legislaturperiode geschaffen. Ferlemann verwies dabei auf eine zu erlassende Rechtsverordnung, in „deren Beratung die ganze Branche natürlich einbezogen wird“. In dieser sollen auch Pilotprojekte verankert werden, in denen „wir Konflikte, die wir möglicherweise haben zwischen Nahverkehr, Fernverkehr und Güterverkehr, auflösen müssen“. Diese Konflikte aufzulösen, sei eine Aufgabe des BMVI. Die Umsetzung des Zielfahrplans solle dann in Etappen erfolgen. Mit der Durchführung der dafür notwendigen Ausbaumaßnahmen werde als Dienstleister des Bundes die DB Netz AG beauftragt führte Ferlemann aus. Insofern sei der Bund beim Deutschlandtakt der Dirigent.

Für die Aufgabenträger machte Peter Panitz, Geschäftsführer der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (NASA) deutlich, wie wichtig eine integrierte Planung von SPFV, SPNV und SGV für die Einführung des Deutschlandtakts ist. Integrierte Taktfahrpläne gebe es im SPNV schon lange. Auch eine enge Abstimmung bei Verkehren, die von einem Bundesland in ein anderes führen, sei für die Aufgabenträger gelebte Praxis. Ebenso wie ein Sicherstellen von Umsteigebeziehungen mit dem ÖPNV. Dies sei bei der Einführung des Takts zu berücksichtigen. Statt eines Vorrangs des SPFV bei den Planungen, der zulasten des SPNV gehe und bestehende Takte zerschneide, müsse man zu einem Miteinander und einer engen Abstimmung zwischen den Schienenverkehrsarten kommen.

Die Präsidentin des BAG-SPNV, Susanne Henckel, machte deutlich, welche Fortschritte zur Einführung des Deutschlandtakts inzwischen gemacht wurden: Die Idee für einen deutschlandweiten Taktverkehr wurde erstmals im April 2008 vorgestellt. 13 Jahre später sei der Deutschlandtakt in aller Munde und es würden die organisatorischen Voraussetzungen geschaffen, damit die für seine Einführung notwendigen Maßnahmen umgesetzt werden können. (mab)

Politik & Recht
Artikel Redaktion Bus&Bahn
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