Perspektiven für S-Bahn München

Unmittelbar vor dem offiziellen Baubeginn der 2. Münchner S-Bahn-Stammstrecke am 5. April (nach Redaktionsschluss) haben sich die Verbundlandkreise im Münchner Verkehrs- und Tarifverbund in einem Positionspapier zu den Perspektiven der S-Bahn München geäußert.

Wesentliche Maßnahmen zur Ertüchtigung der S-Bahninfrastruktur im MVV-Raum hätte der Freistaat Bayern bereits in den Infrastrukturplanungen zum Bahnknoten München (2. Stammstrecke und netzergänzende Maßnahmen) sowie im sogenannten 13-Punkte-Sofortprogramm formuliert. Die Verbundlandkreise greifen eine Vielzahl dieser Maßnahmen in ihrem Papier nochmals auf, um deren Dringlichkeit zu verdeutlichen. Die Umsetzung dieser vom Freistaat beschlossenen und laut der Landkreise „hoffentlich auch zeitnah finanzierbaren Projekte“ sei gewissermaßen die Absprungbasis für weitergehende, unter Umständen auch visionäre Ansätze, um das S-Bahnnetz und den öffentlichen Verkehr im MVV-Raum und darüber hinaus für die Anforderungen künftiger Generationen „fit zu machen“.

Die S-Bahn müsse langfristig auf einem eigenen, zweigleisigen Netz auf allen Außenästen betrieben werden. Hierzu sei ein Gesamtkonzept durch den Freistaat zu entwickeln. Mit eigenen, durchgängig zweigleisigen Strecken für alle S-Bahn-Außenäste würde die Störungsanfälligkeit des S-Bahnbetriebs „drastisch“ reduziert und gleichzeitig die zur Verfügung stehende Kapazität als Grundlage der Angebotsplanung deutlich gesteigert. Mithin würde die künftige Taktung des S-Bahnangebotes nicht mehr ausschließlich von den Vorgaben der Infrastruktur, sondern vielmehr von den Erforderlichkeiten von Nutzung und Auslastung abhängen.

Die Verkehrsströme haben sich schon seit längerer Zeit deutlich über den MVV-Raum hinaus entwickelt und reichen weit in die Europäische Metropolregion München, betonen die Landkreise. Dementsprechend müsse auch das S-Bahn-System zukünftig verstärkt über den MVV-Raum hinaus entwickelt werden. Dazu seien die bereits existierenden ersten Überlegungen der Bedienung mit einem System von Express-S-Bahnen in die Metropolregion weiter auszubauen.

Relevante Express-S-Bahn-Destinationen wären laut der Kreise etwa Landshut, Landsberg am Lech beziehungsweise Buchloe, Pfaffenhofen a. d. Ilm, Rosenheim, Wasserburg oder das Oberland (Lenggries, Tegernsee, Bayrischzell). Denkbar wären auch eine Verlängerung nach Kochel sowie eine Elektrifizierung der Strecke nach Wasserburg, so dass auch diese von Express-S-Bahnen bedient werden kann. Da sich die Zugangebote S-Bahn, Express-S-Bahn, Regionalbahn und Regionalexpress zunehmend überschneiden und ergänzen, seien die Vernetzung wie auch die wechselseitige Ergänzung aller Angebote im SPNV zu optimieren.

Derzeit noch nicht vorhandene Strecken und/oder Streckenverknüpfungen müssten hinsichtlich ihrer langfristigen Erforderlichkeit geprüft, bewertet und die Finanzierbarkeit gesichert werden. Es sei sowohl für die Transparenz des S-Bahn-Angebots als auch für die Angebotsplanung beim MVV-Regionalbusverkehr in den Landkreisen wichtig, dass bereits mit Fertigstellung der 2. Stammstrecke ein einheitlicher Grundtakt gefahren wird. Darüber hinaus dürfe es mit der Fertigstellung der Stammstrecke nicht zu Verschlechterungen oder „Unwuchten“ beim S-Bahnangebot kommen. Dazu fordern die Landkreise Abstimmungsgespräche. (mab/NaNa)

Politik & Recht
Artikel Redaktion Bus&Bahn
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