Schülerbeförderung – ADAC schaut demnächst den Aufgabenträgern auf die Finger

Einen Tag nach der Veröffentlichung seines Schulbustests 2016 hat der ADAC am 25. Oktober in Berlin einen „Verkehrsdialog Schulwegsicherheit“ veranstaltet. Vom überwiegend guten bis sehr guten Abschneiden des ÖPNV war der Verbraucherverband selbst überrascht. Künftig will er die Verantwortung der Aufgabenträger stärker thematisieren. In Sachen Barrierefreiheit zeigte sich, dass manche Schulen pragmatisch an das Thema herangehen.

Die Ergebnisse des am 24. Juni vorgestellten ADAC-Schulbustests haben die Beteiligten gefreut – und auch überrascht. Von 60 Testfahrten im ÖPNV waren die meisten mit gut oder sogar sehr gut bewertet worden, lediglich drei mit ausreichend, aber keine einzige als mangelhaft oder sehr mangelhaft. Einen Tag später stellte ADAC-Testleiter Robert Sauter den Test beim „Verkehrsdialog Schulwegsicherheit“ im Detail vor – und zeigte sich ob des guten Ergebnisses erstaunt. In der anschließenden Podiumsrunde sagte auch ADAC-Geschäftsführer Alexander Möller: „Ich war überrascht.“ Ein wichtiger Punkt war beispielsweise auf ADAC-Seite die Erkenntnis, dass das größte Problem bei der Schulbussicherheit mittlerweile nicht (mehr) das Fahrzeug ist, sondern die Haltestelle. Die aber fielen nicht in die Kompetenz der Verkehrsunternehmen, sondern in die der Aufgabenträger. Insofern will der ADAC bei seinen Tests zur Schulwegsicherheit künftig erklärtermaßen andere Themen in den Fokus nehmen.

Möller gestand auch ein, dass man die berechtigte Kritik an früheren (Schul-)Bustests aufgegriffen und einen Fachbeirat gegründet habe. Auch in seiner laufenden Neuaufstellung will der ADAC unter seiner Führung die Branche einbeziehen. Beim gerade abgeschlossenen Test nutzte das Gremium dieses Angebot zum Beispiel, um die Aufmerksamkeit des ADAC auf die Haltestellenproblematik zu lenken. Noch sei Schülerbeförderung in Deutschland das Rückgrat der ÖPNV-Finanzierung, sagte Möller in der Podiumsrunde. „Leider“, fügte er hinzu. Doch ob dieser Baustein in der Zukunft ausreichend sichergestellt sein wird, hält er für fraglich. Wird man weiterhin, wie im aktuellen Test, 20 % Entlastungsbusse vorfinden?

Überfüllung jedenfalls scheint heute, entgegen landläufiger Meinungen, nicht das Problem zu sein. In 88 % der Fahrten konnten die Kinder gut zu- und aussteigen, und kein einziges Kind wurde stehengelassen, wie der ADAC herausstrich. Dazu habe sicherlich die mancherorts eingeführte Entzerrung von Stundenplan und Schulbeginn beigetragen. Die dafür erforderliche Mitwirkung von Schulen und Verwaltungen wurde in Berlin gelobt. Trotzdem appellierte Möller an die Politik, dass nur mit ausreichender Finanzierung das vom ADAC dokumentierte Niveau der Schülerbeförderung gehalten werden könne.

Meinhard Zistel, Fachbereichsleiter ÖPNV-Finanzierung des VDV, bezweifelte jedoch, dass die Förderung durch die Länder in fünf bis zehn Jahren besser aussehen wird als heute. BDO-Hauptgeschäftsführerin Christiane Leonard zeigte sich mit dem Testergebnis zufrieden. In den letzten Jahren habe sich tatsächlich etwas verändert, was das Verhalten der Fahrer und die Qualität der Fahrzeuge angeht. Dass viel in neue Fahrzeugtechnik investiert wurde, spiegle sich sicherlich in dem Testergebnis wieder. (dot/msa/NaNa Brief)

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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