Thüringen plant landesweiten ITF

Der Bahnhof Ilmenau soll nach dem ITF-Rahmennetzplan ein „30er-Knoten“ mit Verknüpfung von Bahn und Bus werden; Foto: Frank Barteld

„Mein Thüringen-Takt. Einfach ankommen.“ – Spätestens 2030 soll unter diesem Slogan landesweit ein Integraler Taktfahrplan (ITF) installiert sein.

Verkehrsministerin Susanna Karawanskij stellte am 12. Dezember in Erfurt den Weg dahin vor. Der ITF ist Herzstück des künftigen ÖPNV-Konzepts; Ziel ist, den Anteil des öffentlichen Nahverkehrs von derzeit acht auf 16 Prozent zu verdoppeln. Geplant ist ein dreistufiges System mit dem Schienennahverkehr als Basis, einem Hauptnetz von schnellen Regionalbuslinien und dem Zubringer- und Ergänzungsverkehr. Federführend beim „Thüringen-Takt“ ist die Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen; beteiligt sind neben den Landesbehörden die Planungsbüros Fahrplangesellschaft B&B und Mobile Zeiten. Phase 1 des Vorhabens, die Entwicklung eines fundierten Rahmen-Netzplans, ist nun beendet. 2023 beginnt Phase 2, die Konzeptplanung in den Landkreisen. 2024 soll es mit regionalen und lokalen Detailplanungen (Phase 3) konkret werden. Unterm Strich soll es einen Paradigmenwechsel hin zu Angebots- und Nutzerorientierung geben. Das bedeutet unter anderem, das regionale Mobilitätsangebot nicht nur am Schülerverkehr auszurichten, wie es derzeit häufig der Fall ist.

Für das Thüringer Hauptnetz, das sich an den Plus-Bus-Qualitätskriterien orientiert, haben die Planer 60 mögliche Taktknoten identifiziert. Darunter sind auch überraschende wie der Bahnhof Rennsteig, wo sich drei bis vier Landeslinien sinnvoll verknüpfen ließen. Die Überschlagsrechnung für das Gesamtnetz ergibt 4300 km Linienlänge, 300 Fahrzeuge und 34 Mio Fahrplan-km im Jahr. Constantin Pitzen von der Fahrplangesellschaft B&B sieht in Thüringen bereits derzeit sehr gute Netzelemente wie die ITF-„Inseln“ im Wartburgkreis und Landkreis Gotha oder die seit 2015 vom Freistaat geförderten „landesbedeutsamen“ Buslinien. Knackpunkt sei bisher, dass es zwischen den Regionen, über Kreisgrenzen hinweg, kaum Abstimmung gebe. Die Zusammenarbeit zwischen den Aufgabenträgern müsse künftig Bedingung einer Förderung sein. Der nun erarbeitete Netzknotenplan versteht sich als Angebot an die Landkreise und kreisfreien Städte, die daran ihre Nahverkehrspläne orientieren können.

Als Vorab-Modellregion für den ITF ist der Saale-Orla-Kreis ausgewählt, wo bereits 2023 der Detailfahrplan stehen soll. Bert Hamm, Geschäftsführer beim dort tätigen Unternehmen Kombus, wies auf Lücken hin, nannte etwa Pößneck oberer Bahnhof, wo die Infrastruktur für einen Verknüpfungspunkt völlig fehle.

Die Frage der Finanzierung blieb bei der Vorstellung des ITF im Ungefähren. Vom Thüringer Infrastrukturministerium hieß es vage, man sei bestrebt, den Straßenpersonennahverkehr stärker auszustatten. Karawanskij betonte, die kommunalen Aufgabenträger dürften sich bei der Umsetzung des Konzepts „keinen schlanken Fuß machen“. (frb)

Politik & Recht
Artikel Redaktion Bus&Bahn
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