AVV: Gutachten zur Verkehrswende

Busse und Bahnen sollen deutlich häufiger fahren, um eine „echte“ Alternative zum Pkw zu sein; Foto: AVV GmbH/Smilla Dankert

Um die von der Bundesregierung vorgegebene Senkung des CO2-Ausstoßes bis 2030 um 55 Prozent gegenüber 1990 zu erreichen, muss deutlich mehr Verkehr auf den ÖPNV verlagert werden.

Ein strategisches Gutachten von civity Management Consultants im Auftrag des Aachener Verkehrsverbunds (AVV) zeigt nun, was für eine erfolgreiche Verkehrswende im AVV vor allem nötig ist: ein dichteres Angebot und eine deutlich bessere finanzielle Ausstattung des öffentlichen Verkehrs.

Um den ÖPNV als echte Alternative zum Pkw zu etablieren, sollten laut des Beratungsunternehmens Busse und Bahnen deutlich häufiger fahren als bisher. Um die Reisezeiten mit dem ÖPNV gegenüber dem Pkw zu verkürzen und gleichzeitig Betriebskosten zu sparen, müssten Busse und Bahnen konsequent gegenüber dem Pkw bevorrechtigt werden. Für die Stadt Aachen und stark nachgefragte Achsen im Umland empfehlen die Gutachter leistungsstarke, schienengebundene Verkehrsmittel, so wie sie in Aachen bereits diskutiert und untersucht werden (Regio-Tram). Flexible Bedienformen und On-Demand-Angebote könnten den klassischen ÖPNV in dünn besiedelten Gebieten und zu schwach nachgefragten Zeiten ergänzen, ihn jedoch nicht ersetzen. Der weitere Ausbau des ÖPNV-Angebots entfalte mit einer optimierten Verknüpfung von Bus und Bahn sowie der Vernetzung mit weiteren Playern des Mobilitätsverbunds optimale Wirkungen. Die vom AVV bereits verfolgte Digitalisierungsstrategie sollte konsequent umgesetzt werden.

Um die skizzierten Maßnahmen zu finanzieren, haben die Gutachter konkrete Instrumente ausgearbeitet und berechnet, welche Mittel sich dadurch jeweils für den öffentlichen Verkehr erzielen ließen. Eine juristische Bewertung der Instrumente zeigt jedoch auf, dass für viele Maßnahmen zunächst die notwendigen rechtlichen Voraussetzungen auf Landesebene zu schaffen sind (zum Beispiel für die Einführung eines Bürgertickets oder eines Arbeitgeberbeitrags zum ÖPNV). Ideen wie Preissenkungen, Ein-Euro-Tickets oder kostenlosem ÖPNV erteilt das Gutachten eine klare Absage: diese führten nachweislich nicht zu den erhofften Fahrgastzuwächsen. Die Gutachter gehen „vorsichtig“ davon aus, dass mit den vorgeschlagenen Maßnahmen der Marktanteil des öffentlichen Verkehrs im AVV-Raum von derzeit rund elf Prozent um zehn bis 30 Prozent gesteigert werden kann. (mab)

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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