Brennstoffzelle – NOx macht Kommunen Druck. Münster profitiert von europäischer Zusammenarbeit

Seit längerem wünschen sich die Stadtwerke Münster (SWM) Elektrobusse mit mehr Reichweite, als die seit 2015 eingesetzten Batteriebusse sie bieten. Technik-Geschäftsführer Dirk Wernicke kündigte die Innovation zunächst für 2017 an, dann für Anfang 2018. Nun ist offiziell die Rede davon, dass die beiden ersten Einheiten im Herbst in den Betrieb gehen werden.

Doch diesmal scheint es konkret zu werden. Derzeit sammeln die SWM Erfahrungen mit der Technik im Regelbetrieb. Von Keolis Syntus Gelderland hat man sich einen Solbus ausgeliehen und hier zugelassen. Die Brennstoffzelle stammt vom niederländischen Hersteller Hy-Move. Seit wenigen Tagen fährt dieser Leihbus auf der SWM-Batteriebuslinie 14. Betankt wird er mit herkömmlichem Wasserstoff bei Westfalengas.

Die Tankstelle wurde im Rahmen der Clean Energy Partnership (CEP) gefördert. Der Kraftstofflieferant verspricht, dass Busse mit 700 bar in höchstens zehn Minuten betankt werden. "Bis 2030 sollen 100 Busse elektrisch durch Münster fahren", strebt SWM-Chef Wernicke an. Er betont, die systematische Umstellung erfolge "technologieoffen". Zuletzt hatten der RVK Köln und die WSW Wuppertal bei Van Hool 39 Brennstoffzellenbusse bestellt. Die Mainzer Mobilität (ehedem MVG) kündigte an, vier solcher Fahrzeuge beschaffen zu wollen. Auch in den Niederlanden wenden sich einige Aufgabenträger dem Thema zu. In Frankfurt hat das Stadtparlament im März 2018 über die Umstellung der fünf Linienbündel auf emissionsfreie Antriebe diskutiert. Mit dem Verweis auf den Vorsprung von Städten wie Oslo, Kopenhagen und London kritisierten die Grünen dabei die Fixierung der Branche hierzulande auf die deutschen Bushersteller, die noch immer weder Brennstoffzellen- noch Batterieantrieb liefern könnten. Inzwischen hat der scheidende Traffiq-Geschäftsführer Hans-Jörg von Berlepsch im Verkehrsausschuss ein Konzept vorgestellt. Danach ist die Umstellung der Flotte bis 2030 vorgesehen. Je zur Hälfte sollen dabei Brennstoffzellen- und Batteriebusse laufen, meldet die "FR".

Auf Seite der großen Automobilhersteller gibt es derzeit allerdings widersprüchliche Meldungen. So will Daimler in den nächsten Wochen die AFCC, ein Gemeinschaftsunternehmen mit Ford zum Bau von Brennstoffzellen, auflösen. Die Aktivitäten würden beide Partner künftig unabhängig weiterführen, heißt es. Doch bereits im März
2017 hatte Konzernchef Dieter Zetsche erklärt, die Batterietechnik habe die Brennstoffzelle bei Reichweite und Betankungszeit inzwischen erreicht. Deswegen spiele die Wasserstofftechnik keine zentrale Rolle mehr für den Konzern.

Umgekehrt will der MAN-Mutterkonzern VW seine Partnerschaft mit dem kanadischen Brennstoffzellenspezialisten Ballard intensivieren. Dabei geht es zwar um Antriebseinheiten für Audi. Aber Ballard ist auch ein Pionier in Sachen Omnibus-Brennstoffzellen. In Europa hat man bereits an Solaris und Van Hool geliefert, in den USA an New Flyer und BAE Systems. Auch Toyota setzt auf die Brennstoffzelle, insbesondere in der Bussparte. Das entsprechende Modell "Sora" hat vor kurzem die Zulassung erhalten. Das war zugleich der Startschuss für die Vermarktung im Vorfeld der Olympischen Spiele in Tokio. Zusätzlich hat Toyota eine neue Fabrik für den Bau sogenannter Stacks angekündigt. Sie soll am Stammsitz des Konzerns
entstehen. "Sora" steht für den Wasserkreislauf: "Sky, Ocean, River, Air". (msa/NaNa Brief)

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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