„E-Mobilität und Transport-on-Demand gute Gründe für mehr Wettbewerb“

Beim kostenlosen Nahverkehr ziehen die Städte nicht mit, aber sie wollen gerne mit Hilfe des Bundes attraktive Tarifmodelle entwickeln, um den Umstieg auf Bus und Bahn zu befördern. Nun erlaubt ihnen das Bundesverwaltungsgericht auch noch Fahrverbote. Das Urteil könnte den ÖPNV voranbringen, könnte ihn aber auch ausbremsen. Das jedenfalls meint Tobias Heinemann. Der neue Chef von Transdev Deutschland ruft Staat und Kommunen auf, bei der Verkehrswende nicht nur auf öffentliche Unternehmen, sondern auch auf die Privaten zu vertrauen. Im SPNV hält er eine weitere Konsolidierung für möglich, insbesondere bei kommunalen Bahnbeteiligungen.

Ein Gratis-Nahverkehr scheint unrealistisch, auch in ein bis zwei der fünf „Modellstädte“. „Den komplett kostenlosen Personennahverkehr hat keine der Kommunen vorgeschlagen“, zitiert die „Welt“ den Bonner Oberbürgermeister Ashok Sridharan (CDU) nach einem Treffen mit dem Bundesumweltministerium in der letzten Woche. Dort aber hat man die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass es doch einen Interessenten geben könnte.

Ungeachtet dessen nähmen die Städte gerne Bundeshilfen in Anspruch, um mehr Menschen zum Umstieg auf Bus und Bahn zu bewegen. Gedacht ist unter anderem an „attraktive Tarifmodelle“. Fest steht: Die Bundesregierung hat mit ihrem Vorstoß für Gratis-ÖPNV eine breite öffentliche Diskussion angestoßen, wie umweltfreundliche Mobilität gestaltet werden soll. Trotz des Gegenwindes, der nun aus den Modellstädten weht, lässt sich festhalten: Die Saat geht auf und treibt an vielen Orten bereits Blüten.

Mit dem Fahrverbotsurteil des Bundesverwaltungsgerichts vom vergangenen Dienstag steht den Kommunen nun ein weiteres Gestaltungsmittel zur Hand. Die Reaktion bei Transdev Deutschland ist ambivalent. Einerseits könnten die Kommunen auf dieser Basis Bus und Bahn deutlich voranbringen, meint Tobias Heinemann, der neue Deutschlandgeschäftsführer des Konzerns, im Gespräch mit dem „NaNa-Brief“. Voraussetzung dafür sei jedoch ein massiver und konsequenter Ausbau der Infrastruktur und eine über das heutige Maß hinausgehende Förderung des Betriebs. „Gefragt sind auch jetzt schnelle und vor allem unbürokratische Förderungen für erste Pilotprojekte im Bereich der E-Mobilität“, setzte Heinemann hinzu.

Das Urteil der Leipziger Bundesrichter birgt aus Sicht von Transdev allerdings auch erhebliche Gefahren. Der Manager verweist zum einen auf die Fahrzeugsituation: „Sollte es zu Diesel-Fahrverboten kommen, muss es unbedingt Ausnahmegenehmigungen für die Fahrzeuge des Öffentlichen Verkehrs geben, denn nur mit mehr Bus und Bahn lassen sich die Klimaziele im Verkehr erreichen.“ Weiter seien viele ältere Dieselmotoren im Einsatz. (msa/NaNa Brief)

Den gesamten Beitrag lesen Abonnenten im NaNa Brief 10+11/18 vom 6.3.2018.

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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