Fahrgastzahlen 2020 eingebrochen

Auch an der zentralen Station Berlin Alexanderplatz war es im vergangenen Jahr ruhiger als gewohnt; Foto: Bodo Schulz

Das Statistische Bundesamt (Destatis) verzeichnet für 2020 im Linienverkehr einen Fahrgastrückgang von einem Drittel - insbesondere im zweiten und vierten Quartal.

Im vergangenen Jahr hat durchschnittlich jeder dritte Fahrgast in Deutschland auf die Nutzung von Bus und Bahn verzichtet. Das besagen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) vom 8. April. Demnach führten die Auswirkungen der Corona- Krise auf Fernverkehrslinien zu deutlich stärkeren Einbrüchen (rund 50 Prozent) als im ÖPNV. Im Nahverkehr, der einen Anteil von fast 99 Prozent am Linienverkehr hat, ging das Fahrgastaufkommen im Jahr 2020 nach vorläufigen Ergebnissen um rund ein Drittel zurück. So waren im Eisenbahn-Nahverkehr einschließlich S-Bahnen mit 1,7 Mrd Fahrgästen 39 Prozent weniger Menschen unterwegs als 2019. Mit Straßenbahnen fuhren 2,9 Mrd Fahrgäste und somit 31 Prozent weniger als 2019. Die derzeit gemeldeten Daten für den Liniennahverkehr insbesondere mit Bussen, die einen Rückgang um knapp ein Viertel zeigen, bilden möglicherweise die tatsächlichen Rückgänge nicht vollständig ab – unter anderem deshalb, weil im Nahverkehr viele Fahrgäste Zeitkarten besitzen.

Die Angaben der amtlichen Statistik zum Personenverkehr mit Bussen und Bahnen stammen von den rund 760 größeren Unternehmen im Liniennahverkehr mit Bussen und Bahnen und im Linienfernverkehr mit Bussen mit Sitz in Deutschland, die im Jahr der letzten Totalerhebung (2014) mindestens 250.000 Fahrgäste beförderten, sowie von allen Unternehmen mit Eisenbahnfernverkehr.

Im Nahverkehr werden Fahrgäste, die während einer Fahrt zwischen den Verkehrsmitteln eines Unternehmens umsteigen, in die Gesamtzahl nur einmal einbezogen, in die nach Verkehrsmitteln untergliederten Angaben jedoch mehrmals. Als Fahrgäste werden Beförderungsfälle erhoben. Fahren im Berichtszeitraum Personen mehrfach, so werden sie auch mehrfach gezählt.

Hintergrund für die Unsicherheiten der Angaben ab dem zweiten Quartal 2020 ist, dass im Nahverkehr viele Fahrgäste Zeitkarten nutzen und die Nutzungshäufigkeiten unter den Bedingungen in der Corona-Pandemie anders ausfallen als unter Normalbedingungen. Fahrgastbefragungen wurden durch die Unternehmen aufgrund der Pandemiebestimmungen kaum durchgeführt, während automatische Fahrgastzählsysteme noch nicht flächendeckend im Einsatz sind.

Bei den Ergebnissen waren für Kreise, in denen Unternehmen automatische Fahrgastzählsysteme einsetzen, deutlich stärkere Rückgänge zu verzeichnen als im Bundesdurchschnitt. Das Statistische Bundesamt geht daher bei den derzeit vorliegenden Daten von einer Unterschätzung der Rückgänge für den Liniennahverkehr mit Bussen aus und rechnet mit Revisionen der Meldewerte durch die Unternehmen. (baf)

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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